2008-04-16 18:32:47

Presseschau am Mittwoch


RealAudioMP3 Die deutlichen Äußerungen von Papst Benedikt zu den Pädophilie-Skandalen in der US-Kirche haben für einen starken Auftakt seiner Reise gesorgt. So gut wie alle großen Zeitungen bringen das Zitat Benedikts, die Kirche schäme sich zutiefst für das Vorgefallene, auf Seite eins. Die seriöse „New York Times“ erklärt im Leitartikel, dass die Äußerungen Benedikts auf seinem Hinflug nach Washington nicht so nebenbei fielen, sondern sorgsam orchestriert waren. Aber wie geht es jetzt weiter, fragt sich die Zeitung: „Waren das Benedikts letzte Worte in dieser Angelegenheit, oder sind sie ein deutliches Signal der Versöhnung und zeigen, dass da noch mehr kommt?“ Das Blatt betont auch, dass die Sprecher von Opferverbänden sich mit den Papst-Worten zu Pädophilie noch nicht zufrieden geben: Die Scham Benedikts sei mit der Qual der Jugendlichen, denen so etwas von Kirchenleuten angetan wurde, gar nicht zu vergleichen. Generell in Zeitungen und Fernsehen spürbar ist aber die Überraschung und Erleichterung, dass der Papst gleich zu Beginn so deutlich wird. „Nie wieder“, titelt eine spanisch-sprachige Zeitung in Riesenlettern und meint die Pädophilieskandale, und die vielgelesene „USA today“ spekuliert, dass der Papst wohl noch mehrfach auf seiner Reise dieses Thema anschneiden wird. Sie fragt sich auch, ob sich in den nächsten Tagen nicht doch noch ein Treffen Benedikts mit einigen Opfern organisieren lässt.

So gut wie alle wichtigen und unwichtigen US-Zeitungen zeigen den Papst groß auf ihrer Titelseite, manchmal mit dem lächelnden Präsidenten Bush daneben. Das „Wall Street Journal“ betont den Massenansturm auf den Papst und die große Nachfrage nach Tickets für Papstmessen, und die kostenlose Straßenzeitung „Metro“ stößt in das gleiche Horn: „Vatikan rechnet mit Riesen-Massen“. Die „Daily News“ zeigt Benedikt ganzseitig, wie er amerikanischen Boden betritt, und schreibt dazu: „Papst tut historischen Schritt“ – die Anspielung auf die Mondlandung ist deutlich. Eine Zeitung listet das Papst-Programm unter der Überschrift „Blessed events“ – gesegnete Ereignisse.

Nur am Rand murren einige Blätter über die Kosten des Besuches und recherchieren, wie viel dafür der Steuerzahler aufbringen muss. Dass Kardinal Egan von New York angeordnet hat, in einer Kirche, in der der Papst sprechen wird, für 10.000 Dollar eine Toilette einzubauen, obwohl es doch im Pfarrhaus gleich daneben schon eine gibt, wurde dieser Tage im Fernsehen immer wieder – auch empört – berichtet. Vielleicht ein Zeichen dafür, wie viel Unmut über die Bischöfe es bei vielen US-Katholiken gibt. Generell ist die Berichterstattung in den ersten Stunden dieser Papstreise aber ausgesprochen freundlich, ja neugierig. Die Erwartungen an Papst Benedikt scheinen hoch zu sein.







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