Hoch über den Wolken
– genauer gesagt über dem Atlantik, nordwestlich von Frankreich – hatte sich Papst
Benedikt XVI. auf dem Flug von Rom nach Washington den Fragen der rund 70 mitreisenden
Journalisten gestellt. Der Papst sprach nicht nur über die freudigen Momente, die
ihn in den Vereinigten Staaten erwarten. Er betonte auch, dass er die US-Katholiken
besuchen wolle sowie bei der UNO über die Menschenrechtserklärung sprechen, die ihr
60-jähriges Bestehen feiern. Der Papst antwortete auf Fragen zu verschiedenen Themen.
Unmissverständlich äußerte er sich zu dem Thema, das die US-Kirche in den vergangenen
acht Jahren am schärfsten bedrängte: die Missbrauchs-Skandale, die landesweite Enthüllung
sexueller Vergehen von Geistlichen an Minderjährigen. Aber nicht nur die Missbrauchs-Skandale
war Thema der 18-minütigen „fliegenden Pressekonferenz“. Es ging auch um das Problem
der Zuwanderung aus Lateinamerika - ein Problem, über das er auch mit US-Präsident
George W. Bush sprechen wollte, wie Benedikt XVI. betonte. Kurzfristig müsse es um
Hilfe für Familien, auch für auseinandergerissene Familien gehen, forderte der Papst.
Mittel- und längerfristig müssten die Lebensbedingungen in den Staaten Lateinamerikas
verbessert werden, damit die Menschen nicht aufgrund von Not und Hunger ihr Heil in
der Auswanderung suchten. Schließlich gab es auch noch Lob und Anerkennung für die
Religiosität in der US-Gesellschaft sowie für die auf die Gründerzeit zurückgehende
strikte Trennung von Kirche und Staat. Diese sei zugleich Grundlage für die Freiheit,
die Entfaltungsmöglichkeit und das selbstverständliche Nebeneinander der christlichen
und anderen religiösen Bekenntnisse in den USA gewesen. Europa könne das nicht so
ohne Weiteres kopieren - zumal auch Amerika heute neue Säkularisierungen erlebe, wie
der Papst betonte. Eine positive Orientierung könne aber diese Bipolarität gleichwohl
bedeuten. (rv/kna 16.04.2008 mg)