Papst Benedikt XVI.
wird am Freitagvormittag vor der UNO-Vollversammlung in New York eine Rede halten.
International kommt diesem Programmpunkt die höchste Bedeutung zu. Seit 2002 ist Erzbischof
Celestino Migliore Vatikan-Nuntius bei der UNO in New York – wir haben mit ihm vorab
gesprochen:
„In den Gängen des Glaspalastes spürt man eine große Erwartungshaltung.
Über 2.000 Journalisten haben sich bereits akkreditiert. Beliebt sind bei den Journalisten
im Moment auch Gesprächspartner, die Benedikt XVI. persönlich kennen. Alle möchten
aber vor allem im Vorfeld wissen, was der Papst vor der UNO-Vollversammlung sagen
wird. Das ist ein Zeichen dafür, dass die Meinung des Papstes zur Weltpolitik auf
reges Interesse stößt. Der Papst gilt hier in der UNO als moralische Autorität, die
auch in der Lage ist, Hoffnung und Vertrauen in eine bessere Zukunft zu geben. Deswegen
sind alle so sehr auf seine Rede gespannt.“
In diesem
Jahr feiert die UNO den 60. Jahrestag der Verabschiedung ihrer Menschenrechts-Charta.
Ihre Durchsetzung bleibt bis auf den heutigen Tag ein Desiderat, so der Vatikandiplomat. „Es gibt heute nicht ein einziges Menschenrecht, das nicht irgendwo auf
der Welt verletzt wird. Das hängt mit der Annahme zusammen, dass die Regierungen Rechte
„gewähren“ und auch bestimmen, wieweit diese Geltung haben, anstatt sie als Rechte
anzusehen, die den Menschen unveräußerlich aus sich selber heraus zukommen. Und dann
ist es notwendig, auch juristisch besser zusammenzuarbeiten. Die Entstehung immer
neuer Normen und von Informations-Technologien, um dieses Normen auch durchzusetzen,
hat dazu geführt, dass in diesem Prozess nicht alle Länder gleichermaßen Schritt halten.
Die juristische Zusammenarbeit der Länder untereinander und mit den UNO-Organisationen
ist ein unerlässliches Element für die Umsetzung der Menschenrechte.“
Der
Papst kann einen wichtigen Beitrag für das Zusammenleben der Völkergemeinschaft leisten,
indem er den Finger in die Wunden der Gegenwart legt, sagt Migliore.
„Seit
Beginn seines Pontifikats hat Benedikt XVI. die Herausforderung des 21. Jahrhunderts
in Angriff genommen: Und zwar das Verhältnis zwischen Glaube und Vernunft. Denn deren
Krise hat große Auswirkungen auf den Frieden und die Weltpolitik. Es geht um die Respektierung
der Menschenrechte und die Rolle der Politik in den Gesellschaften. Der Papst steht
für einen Dialog unter der Voraussetzung, die Würde jeder Person und aller Gruppen
zu respektieren.“
Seit 1964 hat der Heilige Stuhl den
Status eines ständigen Beobachters ohne aktives oder passives Stimmrecht. Es ist die
vierte Rede eines Papstes vor der Vollversammlung. Als erster sprach Paul VI. am 4.
Oktober 1965. Papst Johannes Paul II. war am 2. Oktober 1979 und am 5. Oktober 1995
im Glaspalast zu Gast.