Kirchenvertreter haben
positiv auf den klaren Wahlausgang in Italien reagiert. Der Medien-Mogul Silvio Berlusconi
wird wohl zum dritten Mal Ministerpräsident. Bei den vorgezogenen Neuwahlen kam das
Mitte-Rechts-Bündnis unter seiner Führung nach dem vorläufigen amtlichen Endergebnis
auf etwa 47 Prozent der Stimmen. Die Italiener wollten „ein neues Kapitel“ aufschlagen,
sagt der Vizedirektor der Jesuitenzeitschrift „Civiltà Cattolica“, Pater Michele Simone.
Gegenüber Radio Vatikan spricht er von einem „klaren Signal der Wähler“: „Schon
seit langem war zu sehen, dass das Land wieder eine handlungsfähige Regierung braucht.
Die Regierung unter Romano Prodi war von der extremen Linken blockiert. Doch auch
das Experiment des Führers des Partito Democratico, Walter Veltroni, eine reformierte
Linke aufzubauen, fand Zustimmung bei den Wählern. Das war eine Entscheidung für die
Zukunft. Der große Verlust der extremen Linken und ihr Ausscheiden aus dem Parlament
ist eine große Überraschung, hat die Linke doch in der Regel eine enge Wählerbindung.
Das bedeutet, dass die Parteispitzen den Kontakt zur Basis verloren haben.“ Die
italienischen Bischöfe hatten in den Monaten der politischen Krise immer wieder eine
Rückbesinnung auf christliche und ethische Werte gefordert. Politik brauche Achtung
vor der Menschenwürde und müsse das Gemeinwohl fördern. Der politische Journalist
und Jesuitenpater Simone bemerkt: „Die Katholiken sind in vielen Parteien vertreten.
Innerhalb der Listen war jedoch keine konkrete Wahl eines Kandidaten möglich, was
vor allem die katholische Wählerschaft sehr benachteiligt hat. Es bleibt also abzuwarten,
wie viele Katholiken jetzt tatsächlich in Parlament und Senat vertreten sein werden.
Bei einigen Themen, in erster Linie dem der Familie, braucht es dann eine parteiübergreifende
katholische Mehrheit.“ „Die vor uns liegenden Monate und Jahre werden schwierig“,
kündigte Berlusconi am Montagabend an. Schwierigstes Kapitel: der desolate Zustand
der italienischen Wirtschaft. Das sehen auch die Katholiken so: „Die hohen Staatsschulden
müssen als erstes angegangen werden. Das ist ohne Zweifel die erste Aufgabe der neuen
Regierung.“ (rv 15.04.2008 bp)