2008-04-14 15:29:35

Kenia: Regierung ja, Frieden nein


RealAudioMP3 Nach monatelangen Unruhen mit mehr als 1200 Todesopfern scheint der Konflikt in Kenia gelöst. Wiederholt hatten auch die Bischöfe des Landes zur Aussöhnung zwischen den rivalisierenden Gruppen aufgerufen. Am Sonntag ernannte Kenias Präsident Mwai Kibaki nun Oppositionsführer Raila Odinga zum Premierminister und stellte eine Einheitsregierung für das ostafrikanische Land vor.
Der großen Koalition gehören 40 Minister an, 20 von jeder Seite. Mit Staatssekretären und Vizeministern zählt das Kabinett insgesamt mehr als 90 Personen und ist damit eines der größten ganz Afrikas. Hier liegt ein weiteres Risiko, befürchtet der Steyler Missionar Karl Schaarschmidt SVD, der seit 1985 in Kenia lebt.
„Die Bevölkerung wird das wohl um des lieben Friedens willen akzeptieren. Jetzt muss abgewartet werden, ob die neue Regierung zusammenarbeiten kann. Allgemein ist man aber der Auffassung, dass die einzelnen Lager jetzt zufrieden sind, und man hat große Hoffnungen, dass der Zusammenschluss der Parteien nun doch zum Ziel führt.“
Zum Erfolg haben die stillen Verhandlungen zwischen den Spitzenvertretern der Parteien geführt – unter Ausschluss der fanatischen Anhänger, meint Schaarschmidt. Bei den Kämpfen zwischen den rivalisierenden Volksgruppen Kikuyu (zu ihnen zählt Kibaki) und Luo (Odinga) waren rund 1.200 Menschen ums Leben gekommen, 300.000 Kenianer wurden vertrieben.

Ruhe herrscht auch nach der Regierungsbildung nicht: Bei Protesten einer verbotenen Sekte sind an diesem Montag mindestens zwölf Menschen getötet worden. Laut Polizei wurden fünf Mitglieder der Mungiki-Sekte in Nairobi getötet, sieben weitere in anderen Landesteilen. Der Steyler Missionar berichtet aus der Hauptstadt:
„Aufgrund der Unruhen hier in der Stadt können sich die Menschen weiterhin nicht auf die Regierung konzentrieren. Sie werden durch den Aufstand der Mungiki-Sekte abgelenkt.“
Zu den Protesten kam es, nachdem die Frau des inhaftierten Sektenführers in der vergangenen Woche ermordet und verstümmelt aufgefunden worden war. Die verbotene Sekte besteht hauptsächlich aus jungen Arbeitslosen aus dem Stamm der Kikuyu, der größten Volksgruppe Kenias. Der religiösen Gruppierung mit politischen Verbindungen werden zahlreiche Verbrechen zur Last gelegt, darunter eine Mordserie seit März vergangenen Jahres in Nairobi und Zentralkenia.
Schaarschmidt: „Das ist eine Bande, die sich hier sehr breit gemacht hat. Jetzt probt sie den Aufstand. Die Anhänger verbrennen alte Reifen auf der Straße. Die Straßen werden mit Steinen blockiert. Die Polizei versucht alles unter Kontrolle zu bringen, in unserem Bezirk gibt es große Schießereien. Das ist eine Katz-und-Maus-Schlacht, um das unter Kontrolle zu bringen.“
Der Missionar spricht von einer mafiösen Vereinigung: Die Sekte verlange Schutzgeld von Fahrern und Geschäftsleuten, habe bei den Unruhen nach den Wahlen zahlreiche Menschen getötet. Die Mungiki verlangen die Rückkehr zu altafrikanischen Bräuchen aus den Stammesreligionen. Frauen, die sich westlich kleiden, werden die Kleider öffentlich vom Leib gerissen, berichten Augenzeugen.
Der Steyler Missionar betont: Die fanatische Sekte aus dem Kikuyu-Volk sei nicht die einzige: „Auch die andere Seite hat eine große Sekte. In Kenia bekämpfen sich zwei große Sekten. Die Regierung versucht, sie unter Kontrolle zu bringen, doch sie haben sich schon sehr stark ausgebreitet.“
(rv/reuters/afp/misna 14.04.2008 gs/bp)








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