Nordirland: Ruhe zehn Jahren nach Friedensabkommen
Zehn Jahre nach dem
Karfreitagsabkommen in Nordirland sind die Feindschaften zwischen Protestanten und
Katholiken weniger geworden, aber nicht gänzlich verschwunden. Die irische und britische
Regierung vereinbarten vor zehn Jahren eine Koalitionsregierung für Nordirland, die
Entlassung der paramilitärischen Häftlinge, die Entwaffnung der Untergrundorganisationen
und die Reform von Polizei und Justiz. Vieles was damals auf dem Papier stand, erschien
zunächst unklar, mit „Kreativität“ wurden die meisten Hürden übersprungen. Das sagt
der Primas der römisch-katholischen Kirche Irlands, Erzbischof Seán Brady gegenüber
Radio Vatikan:
„Meine persönliche Einschätzung ist, dass zehn Jahre nach
dem Karfreitagsabkommen wirklich Friede und Ruhe in Nordirland herrschen. Dafür sind
wir vor allem Gott sehr dankbar. Wir müssen aber auch den Politikern dankbar sein,
die sozusagen die Architekten des Friedens sind. Doch man muss auch zugeben, dass
das Parlament in Belfast nicht so erfolgreich gearbeitet hat, wie ursprünglich erhofft,
weil im Parlament nicht allzu viele Gesetze beschlossen wurden. Ich hoffe aber, dass
die Friedensarbeit weiter geht und dass man sich vor allem für das Gemeinwohl einsetzt
anstatt für Parteiinteressen.“
Seit fast einem Jahr wird Nordirland von
einer Zwangskoalition unter der Führung des erbittertsten Gegners jenes Karfreitagsabkommens,
Pfarrer Ian Paisley, regiert. Die Bevölkerung und mit ihr die Kirche steht vor ganz
anderen Herausforderungen, betont der Erzbischof vom Armagh.
„Viele Jugendliche
sind arbeitslos oder sogar arm. Aber die größte Herausforderung für die Kirche in
Nordirland ist ihr Einsatz für eine wahre Versöhnung in der Gesellschaft, die alle
Christen und Menschen guten Willens betrifft. Das braucht sehr viel Arbeit und Gebet.
Dazu bieten wir die so genannte ,Medizin des Evangeliums’ an.“