2008-04-11 14:38:41

D: Wirklich nur einmalig?


RealAudioMP3 Der Bundestag hat die von der katholischen Kirche scharf kritisierte Änderung des Stammzellengesetzes beschlossen. Künftig darf in Deutschland mit embryonalen Stammzellen geforscht werden, die vor dem 1. Mai 2007 im Ausland gewonnen wurden. Bislang galt der Stichtag 1. Januar 2002. 59 Prozent der Abgeordneten stimmten am Freitagvormittag in Berlin für eine „einmalige Stichtagsverschiebung“. Katholische Bischöfe und das Zentralkomitee der deutschen Katholiken zeigten sich enttäuscht über diese Entscheidung.
Der CDU-Europaabgeordnete und Vorsitzende der Arbeitsgruppe Bioethik der christdemokratisch-konservativen EVP-Fraktion, Peter Liese, war von vornherein skeptisch.

„Dieses Resultat war leider zu befürchten. Trotzdem ist es eine falsche Entscheidung. Ich hoffe, dass diejenigen, die von einer einmaligen Verschiebung sprechen, dies in zwei Jahren nicht vergessen werden. Die Hoffnung ist allerdings nicht so groß, dass es dabei bleiben wird.“

Der Vorsitzende der deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, hatte im Vorfeld der Abstimmung gegen eine Aufweichung des Embryonenschutzgesetzes votiert. Bereits die erste Einführung eines Stichtags bezeichnete er als „Sündenfall“.

Die ethischen Positionen der katholischen Kirche blieben keineswegs ungehört, betont Liese, selbst Mitglied im Zentralkomitee der deutschen Katholiken.

„Was der Bundestag heute gemacht hat, ist eine Entscheidung gegen die Mehrheit der Bevölkerung. Das kann man machen, wenn die einzelnen Abgeordneten zu einem anderen Schluss kommen als ihre Wähler. Aber das muss man dann auch sehr gut begründen können. Ich glaube aber, dass das viele Verantwortliche auch gespürt haben, und zwar dass sie eigentlich keine Unterstützung für diese Entscheidung hatten. Deswegen würde ich nicht sagen, dass katholische oder kirchliche Positionen keine Relevanz mehr haben. Wir müssen sie vielmehr jeden Tag neu in die politische Debatte einbringen.“

Die Kirche werde bei dieser Position bleiben und sich weiterhin für die Forschung mit adulten Stammzellen einsetzen, so der Mainzer Kardinal und langjährige Bischofskonferenz-Vorsitzende Karl Lehmann schon am Donnerstag. Hier müsse der Schwerpunkt liegen, meint CDU-Europaabgeordnete Peter Liese.

„Was ich besonders wichtig finde, ist, dass wir nun nicht als Bremser der Forschung auftreten, sondern dass wir ganz bewusst die Alternativen unterstützen. Das ist zum Beispiel in kirchlichen Krankenhäusern möglich, die die Therapie der adulten Stammzellen vorantreiben. Wir müssen uns alle gemeinsam – also katholische Laien und die Amtskirche –für diese positiven Möglichkeiten einsetzen. Dies müssen wir nicht nur mit Worten sondern auch mit praktischen Taten tun.“

Der Bundestag hatte am Freitag in zweiter Debatte insgesamt vier Gesetzentwürfe beraten. Zur Abstimmung standen ein völliger Verzicht auf die Stichtagsregelung, eine einmalige Aktualisierung, die Bewahrung der bisherigen Rechtslage oder ein völliges Verbot der Forschung mit menschlichen embryonalen Stammzellen.
(pm/rv 11.04.2008 bp/mg)








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