2008-04-10 11:31:16

Österreich: Schönborn verteidigt Ausstellung


RealAudioMP3 Kardinal Christoph Schönborn hat nach Anfeindungen gegen eine Ausstellung mit Werken Alfred Hrdlickas im Wiener Dommuseum den Künstler verteidigt. Der Maler, Bildhauer und Schriftsteller, einer der international renommiertesten Kunstschaffenden Österreichs, ist bekennender Agnostiker, beschäftigt sich aber seit Jahrzehnten mit religiösen Themen.
Unter Hrdlickas Werken seien auch solche, die vom Standpunkt des gläubigen Christen klar abzulehnen seien; die Ausstellung bedeute aber nicht, dass das Dommuseum sich mit allen seinen Werken identifiziert, betonte Schönborn. Gleichzeitig stellte sich der Wiener Erzbischof hinter Hrdlicka, den er als „einen der bedeutendsten lebenden Künstler Österreichs“ bezeichnete. Wie kaum ein anderer habe er sich „mit dem leidenden und geschundenen Menschen befasst und zur 'Compassion' mit der 'Passion' eingeladen“, sagte Schönborn über das Werk des 80-Jährigen. Der Erzbischof bedauert jedoch, dass Hrdlickas Version des "Letzten Abendmahls" in die Schau gelangt ist. Die Radierung zeigt das letzte gemeinsame Mahl als Orgie unter Männern. Auf Schönborns Wunsch war das Bild, das einige Kommentatoren als blasphemisch empfanden, bereits am 20. März, eine Woche nach der Eröffnung, aus der Ausstellung entfernt worden. Der Direktor des Wiener Dommuseums Bernhard Böhler sprach von "massiven verbalen Anfeindungen", die „von fundamentalistisch christlichen Kreisen aus den USA“ ausgegangen und dann nach Deutschland übergeschwappt seien. Somit kämen die Proteste „von Menschen, die weder eine Kenntnis von der Ernsthaftigkeit des Schaffens von Alfred Hrdlicka haben, noch die Ausstellung gesehen haben." Böhler erinnerte an die lange österreichische Tradition des Dialogs zwischen Kunst und Kirche, der vor allem unter dem Wiener Priester Otto Mauer geführt wurde. Ausschlaggebend für einen kirchlichen Auftrag an die Kunst sei „die Qualität, nicht die Frömmigkeit der künstlerischen Arbeiten“.
Das Dommuseum organisierte die Ausstellung zum 80. Geburtstag Alfred Hrdlickas, zu dem Kardinal Schönborn auch seine Glückwünsche übermittelte. Als bekanntestes Werk des Künstlers gilt die Anti-Holocaust-Skulptur des straßenwaschenden Juden vor der Wiener Albertina.
(kurier.at, diepresse.com, 10.04.2008 gs)











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