Kardinal Christoph
Schönborn hat nach Anfeindungen gegen eine Ausstellung mit Werken Alfred Hrdlickas
im Wiener Dommuseum den Künstler verteidigt. Der Maler, Bildhauer und Schriftsteller,
einer der international renommiertesten Kunstschaffenden Österreichs, ist bekennender
Agnostiker, beschäftigt sich aber seit Jahrzehnten mit religiösen Themen. Unter
Hrdlickas Werken seien auch solche, die vom Standpunkt des gläubigen Christen klar
abzulehnen seien; die Ausstellung bedeute aber nicht, dass das Dommuseum sich mit
allen seinen Werken identifiziert, betonte Schönborn. Gleichzeitig stellte sich der
Wiener Erzbischof hinter Hrdlicka, den er als „einen der bedeutendsten lebenden Künstler
Österreichs“ bezeichnete. Wie kaum ein anderer habe er sich „mit dem leidenden und
geschundenen Menschen befasst und zur 'Compassion' mit der 'Passion' eingeladen“,
sagte Schönborn über das Werk des 80-Jährigen. Der Erzbischof bedauert jedoch, dass
Hrdlickas Version des "Letzten Abendmahls" in die Schau gelangt ist. Die Radierung
zeigt das letzte gemeinsame Mahl als Orgie unter Männern. Auf Schönborns Wunsch war
das Bild, das einige Kommentatoren als blasphemisch empfanden, bereits am 20. März,
eine Woche nach der Eröffnung, aus der Ausstellung entfernt worden. Der Direktor des
Wiener Dommuseums Bernhard Böhler sprach von "massiven verbalen Anfeindungen", die
„von fundamentalistisch christlichen Kreisen aus den USA“ ausgegangen und dann nach
Deutschland übergeschwappt seien. Somit kämen die Proteste „von Menschen, die weder
eine Kenntnis von der Ernsthaftigkeit des Schaffens von Alfred Hrdlicka haben, noch
die Ausstellung gesehen haben." Böhler erinnerte an die lange österreichische Tradition
des Dialogs zwischen Kunst und Kirche, der vor allem unter dem Wiener Priester Otto
Mauer geführt wurde. Ausschlaggebend für einen kirchlichen Auftrag an die Kunst sei
„die Qualität, nicht die Frömmigkeit der künstlerischen Arbeiten“. Das Dommuseum
organisierte die Ausstellung zum 80. Geburtstag Alfred Hrdlickas, zu dem Kardinal
Schönborn auch seine Glückwünsche übermittelte. Als bekanntestes Werk des Künstlers
gilt die Anti-Holocaust-Skulptur des straßenwaschenden Juden vor der Wiener Albertina.
(kurier.at, diepresse.com, 10.04.2008 gs)