Vatikan: Erneuerung Europas auf den Spuren Benedikts
Eine „ethische Erneuerung,
die auf die Wurzeln des Christentums zurückgeht“, hat Papst Benedikt XVI. für den
europäischen Einigungsprozess gefordert. Andernfalls drohe bei der derzeitigen Suche
nach der Identität Europas die Gefahr einer „ichbezogenen Selbstverwirklichung“, die
im 20. Jahrhundert Ursache vieler Katastrophen gewesen sei. Papst Benedikt äußerte
sich an diesem Mittwoch vor 22.000 Gläubigen auf dem Petersplatz. In der Katechese
der Generalaudienz sprach der Papst größtenteils frei über den heiligen Benedikt -
Patron Europas und sein päpstlicher Namensgeber. Auf Deutsch sagte der Papst: „Heute
möchte ich zu euch über den heiligen Benedikt von Nursia, den Vater des abendländischen
Mönchtums, sprechen. Über sein Leben berichtet uns Papst Gregor der Große, der diesem
,Mann Gottes’ im zweiten Buch seiner ,Dialoge’ ein hagiographisches Denkmal gesetzt
hat. Um 480 bei Nursia in Umbrien geboren, kam Benedikt zum Studium nach Rom. Des
städtischen Treibens und Lebensstils überdrüssig und getragen vom Wunsch, Gott zu
gefallen, zog er sich bald in die Einsamkeit zurück. Die Jahre des Eremitenlebens
in Subiaco sind für Benedikt eine Zeit der Prüfung, der Reifung und der Überwindung
tiefster Versuchungen des Menschseins. Im Jahre 529 gründete der Heilige sein berühmtes
Kloster auf der Anhöhe von Montecassino als ,Leuchturm auf dem Berg’, wo er 547 verstarb.
Durch sein Wirken, vor allem durch seine Mönchsregel, hat Benedikt entscheidenden
Einfluss auf die Formung der europäischen Kultur und Zivilisation ausgeübt. 1964 hat
Papst Paul VI. ihn zum Patron Europas erklärt. Benedikt beschreibt in seiner Regel
das Kloster als ,Schule für den Dienst des Herrn’. Dabei nimmt das Gebet, ohne das
es keine Gotteserfahrung gibt, einen zentralen Platz ein. Aus dem betenden Hinhören
auf Gott muss aber konkretes Handeln folgen. Nicht um eine ichbezogene Selbstverwirklichung
geht es beim monastischen Leben, sondern um die aufrichtige Suche nach Gott und die
nach dem Beispiel Christi in Glauben und Liebe geübte Demut. So kann der Mensch immer
mehr Christus ähnlich werden und seiner Bestimmung als Geschöpf nach dem Abbild Gottes
gerecht werden.“ In neun Sprachen wandte sich Papst Benedikt an die Pilger.
Der spezielle Gruß auf Deutsch: „Von Herzen heiße ich alle deutschsprachigen
Audienzteilnehmer willkommen; einen besonderen Gruß richte ich heute an die Alumnen
des Collegium Orientale in Eichstätt. Folgen wir dem Rat des heiligen Benedikt: ,Der
Liebe zu Christus nichts vorziehen'. Dann finden wir zu einem erfüllten, zum wirklichen
Leben in Gott; und wir können so zur Erneuerung der Gesellschaft aus dem christlichen
Glauben beitragen. Der Herr segne euch alle.“(rv 09.04.2008 bp)