Die Nachricht schlug
in Mexiko wie eine Bombe ein: Die Kirche weiß von sozialen Wohltaten von Drogenhändlern.
Drogenbosse seien „sehr großzügig“; „Drogenbosse zeigen Reue“, so titelten mexikanische
Zeitungen am Wochenende. Hintergrund war die schlichte Information von Bischof Carlos
Aguiar Retes, dem Vorsitzenden der Bischofskonferenz, dass Drogenhändler zur Entwicklung
ihrer Heimatorte beitrügen, dass sie Straßen, Häuser und auch Kirchen bauten. Vorausgegangen
war der bischöfliche Fastenaufruf, die Drogenhändler mögen doch ihr Leben überdenken
und umkehren. Ricardo Watty Uriquiti, Bischof in der Grenzstadt und Drogenhochburg
Nuevo Laredo, erklärt, was gemeint ist: „Es ist ein Aufruf zur Umkehr,
sein Herz zu öffnen und umzudenken. Ich sage immer, dass es nicht gut für sie sein
kann, in diesen menschlich und sozial schlechten Umständen zu leben. Und wenn sie
umkehren, dann tun sie sich selbst und der Gesellschaft etwas Gutes.“
Tatsächlich
hatten sich in den letzten Wochen mehrere Drogenhändler reumütig bei Priestern und
Bischöfen gemeldet und um spirituellen Beistand gebeten. Nach 14 Jahren in der
Grenzdiözese wurde Bischof Watty kürzlich ins rund eintausend Kilometer entfernte
Tepic an der Ostküste versetzt. War seine Versetzung eine Vorsichtsmaßnahme? Ist er
vielleicht von der Drogenmafia bedroht worden?
„Nein, ich habe nie Drohungen
erhalten. Gott und ihnen sei dank, denn sie lassen mich meine Arbeit tun, die Menschen
zu trösten und zu unterstützen, etwa Frauen, deren Söhne verschwunden sind, jene,
die erpresst werden und daher die Stadt verlassen. Das bedrückt. Aber Gott ist dort
gegenwärtig – und ich glaube, dass die Menschen im Grunde gut sind, nur werden sie
von der Gewalt geknechtet. ”