Mit einer feierlichen
Messe im Petersdom hat Kardinal Christoph Schönborn von Wien einen internationalen
Kongress zum Thema „Göttliche Barmherzigkeit“ beendet. Dabei wies er darauf hin, dass
Gottes Barmherzigkeit auch etwas Verstörendes für den Menschen von heute haben kann.
„Auch
wir wünschen uns doch häufig ein siegreiches Christentum, einen greifbaren Erfolg,
eine irdische Macht für das Christentum. Und wir wünschen uns damit durchaus etwas
Gutes und Schönes: das nämlich der christliche Glaube die Politik, die Wirtschaft,
die Medien bestimmen möge. Wir würden das doch durchaus für einen Segen in unseren
Ländern halten.“
Doch lägen die Dinge in Wirklichkeit „ganz anders“, so Schönborn
weiter.
„Was in vielen Ländern dominiert, sind der Machthunger, die Korruption
und die wirtschaftlichen Interessen. Die Armen leiden, die Ungerechtigkeit triumphiert,
die soziale Gerechtigkeit wird mit Füßen getreten. Und Gott schaut zu? Bleibt seine
Gerechtigkeit etwa machtlos? Warum all dieses Leiden?“
Es gebe auch heute –
vergleichbar mit den Emmaus-Jüngern von damals – „viele Enttäuschte, die Jerusalem
verlassen, die Christus und seine Kirche verlassen. Sie suchen etwas anderes.“
„Wie
schwer es uns doch auch heute fällt, Ja zu Seinem Leiden zu sagen – und zu unsrem
Leiden. Wir können kaum akzeptieren, dass das der Weg der Göttlichen Weisheit sein
soll – dass uns seine Barmherzigkeit am Kreuz gegeben wird.“
An dem am Mittwoch
eröffneten Kongress beteiligten sich rund 3.200 registrierte Teilnehmer. Auch der
Krakauer Kardinal und ehemalige Papstsekretär Stanislaw Dziwisz, der russisch-orthodoxe
Bischof Hilarion, der nigerianische Kurienkardinal Francis Arinze und Kardinal
Philippe Barbarin von Lyon nahmen an der Veranstaltung teil.