Mit großer Mehrheit hat die Nationale Ratsversammlung Saudi-Arabiens einen Antrag
abgelehnt, der die Achtung nicht-islamischer Religionen und Symbole propagierte. Die
vom König eingesetzte Volksvertretung wies den Antrag Ende März mit 77 gegen 33 zurück.
So heißt es in einem Kommentar der in Riad erscheinenden englischsprachigen Zeitung
Arab News. Die Nachteile überwögen die Vorteile, hieß es zur Begründung. Die Anerkennung
nicht-monotheistischer Religionen stehe nicht im Einklang mit dem Islam, der in Saudi-Arabien
Staatsreligion ist. Außerdem hätte der Antrag den Bau von Gotteshäusern für solche
Religionen erlaubt. Saudi-Arabien gilt als das strengste islamische Land. Jedes christliche
Symbol, der Kirchenbau sowie die Ausübung des christlichen Glaubens sind selbst in
Privaträumen verboten. Allerdings hat sich König Abdullah, der als „Hüter der Heiligen
Stätten“ von Mekka und Medina fungiert, Ende März öffentlich für einen Dialog des
Islam, des Judentum und des Christentums ausgesprochen. Nach Angaben von Menschenrechtsorganisationen
kommt es in Saudi-Arabien immer wieder zu schweren Ausschreitungen der Religionspolizei
und anderer Sicherheitskräfte gegen religiöse Minderheiten. Diskriminierung oder Verfolgung
drohe allen, die nicht dem sunnitischen Islam wahhabitischer Prägung folgen. Besonders
betroffen sind die acht Millionen Gastarbeiter in dem 27 Millionen Einwohner zählenden
Land. Darunter sind mehr als eine Million katholische Filipinos. Sie müssen unter
anderem den islamischen Fastenmonat Ramadan einhalten, dürfen aber hohe christliche
Feste wie Weihnachten und Ostern nicht feiern. Wiederholt hat die Religionspolizei
Gottesdienste in Privaträumen gestürmt, Christen verhaftet und ausgewiesen. (idea
05.04.2008 gs)