Irak / D: Großzügige Asylregelung bei Christen aus Irak?
Die Bundesregierung
erwägt eine großzügige Asylregelung für verfolgte Christen aus dem Irak. Das Innenministerium
denke über eine so genannte Kontingentlösung nach, berichtet das Nachrichtenmagazin
„Der Spiegel“ in seiner neusten Ausgabe. Schon lange fordert Missio Aachen eine solche
Asylerleichterung. Missio-Menschenrechtsexperte Otmar Oehring begrüßt daher diesen
längst überfälligen Schritt: „Das Flüchtlingsproblem wird meines Erachtens hier
bei uns überhaupt nicht wahrgenommen. Die sind doch relativ weit weg, man ist eigentlich
über jeden Flüchtling froh, der weit weg ist, der sich in Syrien befindet oder in
Jordanien... Aber wenn der Flüchtling dann hierher kommt, dann wird es immer als ein
Problem dargestellt. Das gilt insbesondere für die Irakflüchtlinge.“
Missio
hat sich vor allem für die Christen und andere nicht-muslimische Minderheiten aus
dem Irak eingesetzt, weil diese auch in den Erstaufnahme-Staaten Syrien oder Jordanien
kein einfaches Leben haben: Durch eine Vielzahl von Maßnahmen und auch Schikanen wird
ihnen bedeutet, dass sie nur als vorübergehende Gäste in diesen Ländern willkommen
sind. Dabei ist ihnen die Rückkehr in den Irak in der Regel verbaut.
„Und
wir haben auch von den Flüchtlingen selber gehört, dass sie selbst überhaupt keine
Rückkehrperspektive für sich sehen. Und zuletzt ist es dann auch nach dem Tod des
entführten chaldäischen Bischofs Rahho selbst von Kirchenkreisen im Irak deutlich
zugegeben worden, dass es eigentlich für die Flüchtlinge, die schon im Ausland sind,
keine wirkliche Hilfe gibt.“
Kritiker befürchten, dass eine großzügige
Asylregelung den Exodus der Christen aus dem Irak noch fördern könnte. Doch das sei
nicht beabsichtigt, so Oehring.
„Wir wollen natürlich schon, dass es weiter
christliche Präsenz im Irak gibt. Aber wir sehen es auch als ein Gebot der Nächstenliebe
an, dass man denen, die keine Rückkehrperspektive haben und auch keine in den Erstaufnahmeländern,
die Möglichkeit bietet, in eine menschenwürdige Umgebung nach Deutschland, aber auch
in andere EU-Mitgliedsländer zu kommen.“
Die katholische Kirche weist -
bis hin zu Papst Benedikt XVI. - immer wieder darauf hin, dass man die Bevölkerung
des Irak nicht im Stich lassen dürfe. Daher sei es wichtig, so Oehring…
„…dass
wir sie ins Gebet einschließen - und nicht nur das, sondern dass wir die Iraker auch
in unsere Überlegungen einschließen müssen, was mit ihnen in Zukunft geschehen soll.“ Nach
Einschätzung von Beobachtern sind die Christen im Irak, deren Anteil an der Bevölkerung
etwa fünf Prozent beträgt, Opfer gezielter Verfolgung, weil sie als Bedrohung für
den islamischen Charakter des Landes gesehen oder als Unterstützer der USA verdächtigt
werden. Verantwortlich für die Übergriffe sind Mitglieder krimineller Banden. Gegen
diese gewährt die (oft fragile oder gar nicht existente) staatliche Autorität keinen
Schutz. Mit einem „Hilferuf der Christen im Irak“ hatte sich in jüngster Zeit die
Chaldäische Katholische Mission in Bayern an die Öffentlichkeit gewandt. „Rettet die
Christen im Irak“, heißt es in dem in München als Flugblatt publizierten Aufruf. Sie
und ihre Kirchen seien seit Beginn der von den USA angeführten Invasion terroristischen
Attentaten ausgesetzt. Mit der Entführung des Erzbischofs von Mossul, Paulus Faraj
Rahho, der am 13. März tot aufgefunden wurde, habe die Spirale des Terrors durch radikale
Islamisten eine gefährliche Dimension erreicht. Bis jetzt seien drei chaldäische
Priester ermordet und acht weitere entführt worden, heißt in dem Schreiben weiter.
In letzter Zeit werde eine religiöse und ethnische "Säuberungskampagne" gegen die
Christen im Irak durchgeführt. Zudem seien mehr als 16 Kirchen in Brand gesteckt worden.
Von den Kirchtürmen würden die Kreuze entfernt. Christen müssten auch eine Kopfsteuer
bezahlen. Sie würden gezwungen, entweder ihren Glauben zu verleugnen und sich zum
Islam zu bekennen oder das Land zu verlassen. Die Chaldäische Kirche führt sich
auf die ersten christlichen Gemeinden in Mesopotamien, im heutigen Irak, zurück. Ihre
Gemeinden schlossen sich im 16. Jahrhundert nach langer Zeit der Isolierung wieder
der katholischen Kirche und dem Papst an. In der Liturgie des chaldäischen Ritus hat
sich das Aramäische, die Muttersprache Jesu, erhalten. (rv / kna 02.04.2008)