Die französische Regierung
bemüht sich weiter mit großem Engagement um eine Freilassung von Ingrid Betancourt.
Seit mehr als sechs Jahren befindet sich die kolumbianische Politikerin, die auch
einen französischen Pass hat, in Händen der kolumbianischen FARC-Rebellen. Die wahrscheinlich
todkranke Frau, deren Lebensmut in der Geiselhaft der Terrorgruppe gebrochen wurde,
ist heute das Symbol der vielen FARC-Opfer. Auch der Vatikan bittet um ihre Freilassung.
Frankreich hat nun erklärt, es sei bereit, „Mitgliedern der FARC“ Asyl zu gewähren,
wenn die linksextremen Rebellen Betancourt freilassen. Enrico Neri leitet den kolumbianischen
Flügel der „Laien-Bewegung Lateinamerikas“; er sagte uns:
„Wir stehen an
einer Weggabelung – schon weil die Gesundheit von Ingrid Betancourt zerrüttet ist.
Bereits letztes Jahr hatte der französische Präsident Nicolas Sarkozy starken Druck
ausgeübt, bis die kolumbianische Regierung mit einer unilateralen Geste einige FARC-Kämpfer
auf freien Fuß setzte. Jetzt kommt das französische Asyl-Angebot noch dazu. Das alles
ist ein Rennen gegen die Uhr – vielleicht ist es sogar schon zu spät.“
Die
kolumbianischen Bischöfe bemühen sich immer wieder darum, zwischen Regierung und Rebellen
zu vermitteln, damit eine Geiselbefreiung größeren Stils möglich wird. Bisher hatten
sie damit aber keinen Erfolg – auch deswegen, weil sie die Entführungspraxis der FARC
mit klaren Worten verurteilen.
„Vielleicht hört es sich zynisch an, aber
Betancourt ist für die kolumbianische Regierung eine Art Hindernis. Solange es ihren
Fall gibt, kann die Regierung ihre „Blut-und-Feuer“-Aktion gegen die FARC nicht durchführen.
Ein Präsidentenberater fordert, den Krieg gegen die FARC bis zur völligen Auslöschung
durchzuführen – das ist ein wörtliches Zitat. In dieser Lage können Anstöße für Friedensverhandlungen
nur von außen kommen, wobei nicht gerade hilfreich ist, dass Kolumbiens Beziehungen
zu den Nachbarstaaten Ecuador und Venezuela gerade eine schwere Krise durchlaufen.“
Dass
Frankreich sich für Ingrid Betancourts Freilassung so engagiert, wird von der Kirche
Kolumbiens begrüßt - im Prinzip. Denn eigentlich wünschen sie sich solches Engagement
für eine Freilassung aller Geiseln. Alle etwa 800 Menschen, die die FARC in ihrer
Gewalt hat, verdienten solchen Einsatz, meinte jetzt ein Kirchensprecher.