"Österliche Menschen - erfüllt vom Feuer Seiner Liebe“ Benedikt XVI. feiert
in Rom die Osternacht
In einem festlichen
Gottesdienst hat Papst Benedikt XVI. am späten Samstagabend der Auferstehung Christi
von den Toten gedacht. Mit dem Kirchenoberhaupt begingen mehrere tausend Gläubige,
darunter rund 30 Kardinäle und viele Bischöfe und Priester, die Feier der Osternacht
im Petersdom. Die mehrstündige Zeremonie war der religiöse Höhepunkt der Osterfeierlichkeiten
im Vatikan. Mit Rücksicht auf die lange Dauer der Liturgie hat die Feier um 21.00
Uhr stattgefunden, eine Stunde früher als im Vorjahr. Zu Beginn des Gottesdienstes
entzündete Benedikt XVI. in der Vorhalle der Basilika die Osterkerze. In diesem Jahr
war sie mit dem Symbol der Friedenstaube geschmückt. Die Kerzenflamme, die anschließend
in einer Prozession in die dunkle Basilika getragen und an die Gläubigen weitergereicht
wurde, versinnbildlicht den durch Christus besiegten Tod. Im Lauf des Gottesdienstes
hat Benedikt XVI. sieben Erwachsene aus fünf Ländern getauft, gefirmt und ihnen die
Kommunion gespendet und sie so in die katholische Kirche aufgenommen. Bei den Taufbewerbern
handelt es sich um fünf Frauen und zwei Männer aus Italien, Kamerun, China, den USA
und Peru. Darunter auch einen Muslim. Es handelt sich um Magdi Allam, ein in Italien
sehr bekannter Journalist ägyptischer Herkunft. Er ist stellvertretender Direktor
der überregionalen Tageszeitung „Corriere della Sera“
In seiner tief spirituell
geprägten Ansprache verdeutlichte Benedikt XVI. das Mysterium Jesu, das in der Osternacht
gefeiert werde: Christus ziehe durch seine Auferstehung den Menschen aus dem Tod
ins Leben. So habe er die Schranken der irdischen Begrenztheit durchbrochen, die das
irdische Dasein kennzeichneten.
„Er kann nicht nur äußerlich Türen durchschreiten,
die verschlossen sind, wie uns die Evangelien erzählen (vgl. Joh 20, 19). Er kann
die innere Tür von ich und du durchschreiten, die verschlossene Tür zwischen gestern
und heute, zwischen damals und morgen.“
So wie das Weizenkorn
sterben musste, um zu leben, so habe auch Jesus den Tod durchschreiten müssen. „Sein
Gehen wird zum Kommen in der universalen Weise der Gegenwart des Auferstandenen, in
der er gestern, heute und in Ewigkeit da ist; alle Zeiten und Orte umspannt. Er kann
nun auch die Wand der Andersheit durchschreiten, die ich und du voneinander trennt.“
Die
Christen erhalten an diesem Weg Anteil durch die Taufe: „In der
Taufe tritt der Herr durch die Tür eures Herzens in euer Leben ein. Wir stehen nicht
mehr nebeneinander oder gegeneinander. Er durchschreitet all diese Türen. Das ist
Taufe: Er, der Auferstandene, kommt, kommt zu euch und verbindet sein Leben mit dem
eurigen, hält euch in die offene Flamme seiner Liebe hinein.“
Diese
seien nicht allein theoretische Worte, sondern sei praktisch erfahrbar. „Getaufte,
gläubige Menschen sind nie wirklich fremd füreinander. Kontinente können uns voneinander
trennen, Kulturen und soziale Situationen, geschichtliche Entfernungen. Aber wenn
wir einander treffen, kennen wir uns durch den gleichen Herrn, den gleichen Glauben,
die gleiche Hoffnung, die gleiche Liebe, die uns formen.“
Christus
verbinde die Gläubigen zu einer tiefsten Identität: „So ist Glaube
eine Kraft des Friedens und der Versöhnung in der Welt: Die Ferne ist überwunden,
im Herrn sind wir einander nahe geworden (vgl. Eph 2, 13).“
An
zwei Symbolen der Osternacht verdeutlichte Papst Benedikt XVI. das Gemeinte: anhand
des Wassers der Taufe und des Feuers und Lichts. Durch die Taufe ziehe Jesus die
Menschen herauf zu sich - ins wirkliche Leben hinein. „Er führt
uns durch das oft so dunkle Meer der Geschichte, in dessen Verwirrungen und Gefährdungen
wir oft zu versinken drohen. In der Taufe nimmt er uns gleichsam an die Hand und führt
uns den Weg durch das Rote Meer dieser Zeit hindurch in das bleibende, in das wirkliche
und rechte Leben hinein. Halten wir seine Hand fest. Was immer geschieht oder auf
uns zukommt: Lassen wir seine Hand nicht los. Dann gehen wir den Weg zum Leben.“
Das
Licht und das Feuer seien Bilder für die Erkenntnis, wer Gott ist und wie Gott ist:
„Jesus
Christus hat mit der Radikalität seiner Liebe, in der sich das Herz Gottes und des
Menschen berührten, wirklich das Licht vom Himmel auf die Erde geholt – das Licht
der Wahrheit und das Feuer der das Menschsein verwandelnden Liebe.
So
wisse der Mensch auch, was es um den Menschen ist; was er ist und wozu er ist. „Getauft
werden bedeutet, daß das Feuer dieses Lichts in unser Inneres eingesenkt wird.“
Das
Dunkel könne zeitweise bequem erscheinen…
„Ich kann mich verstecken und
kann mein Leben verschlafen. Aber wir sind nicht zum Dunkel berufen, sondern zum Licht.“
Das
Leben der Christen müsse eine Hinwendung zu Gott sein – das drücke sich liturgisch
aus in dem Gruß „Erhebet die Herzen“ und in dem früher üblichen „Conversi ad Dominum“
– Wendet euch nun auf den Herrn zu: „Conversi ad Dominum – immer
wieder müssen wir uns herauswenden aus den verkehrten Richtungen, in die wir so oft
mit unserem Denken und Handeln gehen. Immer neu müssen wir uns hinwenden zu ihm, der
Weg, Wahrheit und Leben ist. Immer neu müssen wir Bekehrte werden, mit dem ganzen
Leben auf den Herrn zugewandt.
Immer neu müssten Christen
ihr Herz aus der Schwerkraft, die nach unten zieht, herausholen lassen und inwendig
nach oben heben: in die Wahrheit und in die Liebe hinein. „Ja, Herr,
laß uns österliche Menschen werden, Menschen des Lichts, erfüllt vom Feuer deiner
Liebe. Amen.“ (rv 23.02.2008 mc)