2008-03-23 16:11:12

Nahost: Sabbah, „Spirale der Gewalt überwinden“


Der Lateinische Patriarch von Jerusalem, Erzbischof Michel Sabbah, hat Israelis und Palästinenser mit Nachruck aufgerufen, die Spirale der Gewalt im Heiligen Land endlich zu überwinden. Die jüngsten blutigen Konflikte in Gaza, Jerusalem und im Westjordanland seien nichts anderes als die Wiederholungen der Ereignisse der letzten Jahre gewesen, sagte Sabbah in seiner vermutlich letzten Osterpredigt als Lateinischer Patriarch in der Jerusalemer Grabeskirche.
Es sei dringend geboten, neue Wege der Konfliktlösung zu finden, anstatt auf Gewalt zu setzen, betonte Sabbah, der seit 1988 als erster Palästinenser an der Spitze des Lateinischen Patriarchats von Jerusalem und der überwiegend arabisch geprägten katholischen Kirche des Heiligen Landes steht. Er hat am 19. März sein 75. Lebensjahr vollendet und daher beim Papst seinen kirchenrechtlich vorgegebenen Amtsverzicht eingereicht. Jerusalemer Kirchenkreise gehen davon aus, dass der jordanische Erzbischof Fouad Twal (67), seit Herbst 2005 Koadjutor in Jerusalem, im Ende Juni Sabbahs Nachfolge antreten wird.
In diesem «Land des Todes» müssten die Verantwortlichen auf beiden Seiten begreifen, dass Tötungs-Befehle «weder Leben noch legitime Rechte noch Sicherheit» schützen könnten, unterstrich Sabbah. Frieden und Sicherheit seien niemals dadurch erreichbar, dass die jeweils andere Seite in Angst und Unsicherheit gehalten werde. Frieden bringe nur der von Jesus Christus aufgezeigte Weg der Versöhnung und Nächstenliebe. Dafür müssten jedoch «die Herzen vom fest verwurzelten Übel des Krieges, der Feindschaft und des Misstrauens gereinigt werden», sagte der Erzbischof bei dem Ostergottesdienst, der aufgrund der ökumenischen Regelungen in diesem Jahr bereits am Samstagmorgen gefeiert wurde. Zu dem Gottesdienst waren Tausende einheimischer Katholiken und Pilger in die Jerusalemer Grabeskirche gekommen.
Das jüdische Volk rief der Patriarch dazu auf, seiner Berufung gerecht zu werden und «der Welt wie sich selbst das von Gott verheißene Leben» wiederzugeben. Auch Militärbefehlshaber und Kriegsplaner dürften nicht vergessen, dass das «erwählte Land» dazu bestimmt sei, der «ganzen Menschheit den ewigen Bund mit Gott» anzubieten. Die einheimischen Christen erinnerte Sabbah daran, dass Tod und Auferstehung Jesu auch dem scheinbar sinnlosen Leiden einen Sinn gegeben hätten. Niemand habe daher das Recht, aus seinem Leiden «ein Gefängnis für sich und die folgenden Generationen zu machen», auch wenn es groß und unbegreiflich sei. Vielmehr sei es Aufgabe der Christen, durch die «Macht von Vergebung und Liebe» den Tod als Weg zu einem neuen Leben zu begreifen.

(kna 23.03.2008 mc)








All the contents on this site are copyrighted ©.