Vatikan/China: Kardinal Zen und der Kreuzweg im Kolosseum
Papst Benedikt XVI.
wird am Freitagabend am Kolosseum den traditionellen Karfreitags-Kreuzweg beten. Zu
der Feier bei Kerzenlicht, die symbolisch den Leidensweg Christi nachempfindet, werden
in der römischen Innenstadt mehrere zehntausend Menschen erwartet. Die Meditationen
zu den 14 Stationen des Kreuzwegs stammen in diesem Jahr von Hongkongs Kardinal Joseph
Zen Ze-Kiun. Ohne auf die Situation in China ausdrücklich einzugehen, betet er um
Kraft für verfolgte Christen und appelliert an die Mächtigen, Medien- und Religionsfreiheit
zu gewähren. Wir haben in diesen Tagen mit Kardinal Zen über den Kreuzweg gesprochen.
„Als
ich dazu eingeladen worden bin, habe ich verstanden, dass der Papst wollte, dass ich
die Stimme Chinas zum Kolosseum bringe. Die Vergegenwärtigung der Passion Jesu Christi
hat natürlich einen klaren Bezug zu dem zahlreichen Leid in der Kirche; und in China
gibt es viele, die für ihren Glauben zu leiden haben. Das passt also gut zusammen,
denn auch heute noch leidet der Herr in seinem mystischen Leib mit.“
Der
Kreuzweg sei auch eine Einladung, einfache Schwarz-Weiß-Vorstellungen zu überwinden.
„Wenn man von Verfolgungen spricht, denkt man an die Verfolgten und an
die Verfolger. Wir sind unter den Verfolgten, aber manchmal stehen wir auch unter
den Verfolgern, weil wir Sünder sind. Daher müssen wir also unseren Geist weiten und
für alle beten: Für diejenigen, die für den Glauben leiden, und für diejenigen, die
andere verfolgen. Wir müssen dabei im Blick haben, dass diese zugleich unsere Opfer
sein könnten, denn wir sind durch unsern Unglauben zuweilen Teil dieses „Geheimnis
des Bösen“.“
Der Kardinal zeigt sich insgesamt optimistisch, was die Zukunft
der katholischen Kirche in China angeht:
„Wir haben in Hongkong eine sehr
vorteilhafte Beobachter-Position. Wir sehen vieles, uns erreichen viele Nachrichten….
Leider scheint es aber so zu sein, dass das Negative das Positive derzeit noch überwiegt.
Wir als Gläubige sind aber hoffnungslose Optimisten, daher schauen wir auf das Gute.
Wir hoffen wirklich, dass all die Geschehnisse in der Welt zu einer neuen Sicht beitragen,
so dass unsere Regierung einsieht, dass Religionsfreiheit, auch für die katholische
Kirche, nicht schadet, im Gegenteil: Für unser Vaterland ist sie von Vorteil.“