Er ist nur ein Jahr
jünger als Benedikt XVI. – und doch stilisieren ihn die Medien gerne zu seinem großen
Gegenspieler: Die Rede ist von Hans Küng! 2005 empfing Papst Benedikt XVI. ihn zu
einem Gespräch in Castelgandolfo. An diesem Mittwoch wird der wahrscheinlich bekannteste
deutschsprachige Theologe 80 Jahre alt.
Geboren in Sursee in der Schweiz, wird
Küng 1960 Theologieprofessor in Tübingen und nimmt – wie Joseph Ratzinger – als Peritus
am II.Vatikanischen Konzil teil. Es ist Küng, der dafür sorgt, dass Ratzinger als
Professor nach Tübingen wechselt. Allerdings: 1980 verliert Küng wegen seiner Lehren
zur päpstlichen Unfehlbarkeit und einigen christologischen Fragen die kirchliche Lehrerlaubnis.
Seit etwa zehn Jahren gilt sein Engagement dem Projekt „Weltethos“ zur Sicherung des
Friedens durch einen Dialog der Religionen.
Rückblickend sagt Küng, sei die
Theologie – auch dank des Zweiten Vatikanischen Konzils – biblischer und ökumenischer
geworden. Aber…
„Ich hab nur den Eindruck, dass die Theologie nicht dieselbe
Freiheit hat, wie die große Generation der Theologen die wir wie Karl Rahner, Congar,
Lubac, Chenu und eben Josef Ratzinger und ich damals beim Konzil waren. Ich würde
hoffen, dass wir wieder etwas mehr Freiheit haben. Ich habe das Gefühl, viele haben
wieder Angst vor irgendwelchen Zensurmaßnahmen oder werden daran gehindert, Professoren
zu werden.“
Einer breiten Öffentlichkeit wurde Hans Küng u.a. durch sein
Buch „Christsein“ bekannt. Seine Grundthese: Im Licht und in der Gestalt Jesu Christi
kann der Mensch von heute wahrhaft menschlich leben, leiden, kämpfen und auch sterben,
weil er gehalten ist von Gott.
„Ich glaube, dass das alte Evangelium noch
immer für unsere Zeit wichtig ist. Und bei dem, wie ich mich weiter ausgedehnt habe
in der Theologie mehr von den Fragen der christlichen Existenz und der Einheit der
Kirchen hin zum Dialog der Religionen und schließlich auch der Nationen: Ich habe
immer an diesem Fundament festgehalten: Für mich ist Jesus Christus das eine Fundament,
auf dem nach Paulus alles aufgebaut ist; und das ist für Theologie von entscheidender
Bedeutung. Sie braucht einen weiten Horizont und zugleich ein sicheres Fundament,
auf dem sie steht.“
Hans Küng ist auch nach dem Verlust seiner Lehrerlaubnis
Priester geblieben und hat der Kirche nicht den Rücken gekehrt.
„Ja ich
freue mich, dass ich in meiner Heimatgemeinde Sursee, wenn ich meinen Geburtstag nachfeiere,
genauso wie hier in Tübingen auch einen Dank-Gottesdienst feiern kann. Ich mach das
in der Schweiz immer noch regelmäßig am Sonntag wenn ich kann. Und für mich bedeutet
das eine Betonung von dem, wovon ich ausgegangen bin. Ich habe Theologie ja nicht
nur aus wissenschaftlichem Interesse studiert. Ich wollte in die Seelsorge gehen,
vor allem in die Jugendseelsorge, und ich habe diese seelsorgliche und pastorale Intention
habe ich beibehalten, auch wenn ich mit den Studenten zu tun hatte und auch bis heute
sehr viel mit jungen Menschen. Meine Intention ist pastoral geblieben: Ich möchte
eine Theologie für die Menschen machen und ihnen helfen und nicht nur für die Wissenschaft.“