Vom 4. bis 9. März
hat Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone Armenien und Aserbaidschan besucht. Eigentlich
hätte der Besuch schon früher stattfinden sollen, doch wegen Unruhen verzögerte sich
die Anreise um einige Tage. In einem gemeinsamen Interview für den Osservatore Romano
und Radio Vatikan zieht Bertone ein positives Resümee. Vor allem ökumenisch ziehe
man in Armenien mittlerweile an einem Strang, was nicht ohne Bedeutung für die Befriedung
des Landes sein dürfte:
„Man kann wirklich sagen, dass der ökumenische Dialog
in Armenien sich sehr gut entwickelt hat: Denken wir an den Besuch das armenischen
Katholikos, Karekin I., und das fast freundschaftliche Verhältnis von Johannes Paul
II. mit Karekin I. und seit 2001 mit Karekin II. Es gibt einen intensiven, positiven
Dialog, eine Zusammenarbeit, eine gegenseitige Wertschätzung. Die moralische Autorität
des Papstes ist anerkannt und wird geschätzt. Das gilt aber auch für den interreligiösen
Dialog. Das Verhältnis zu Scheich Alla Shukur Pasha Zade, dem muslimischen Oberhaupt,
ist sehr gut. Gerade dieser wichtige Islam-Repräsentant hat erst jüngst wieder in
öffentlichen Ansprachen seine große Wertschätzung für den Papst ausgedrückt gegenüber
den Führern der muslimischen Gemeinschaften in Aserbaidschan und des Kaukasus.“
Bertone
gedachte bei seiner Visite auch der Opfer des armenischen Genozids im Jahre 1915.
„Leider sind es unzählige Opfer; etwa eineinhalb Millionen Menschen wurden
1915 umgebracht. Papst Benedikt XV. erhob noch im selben Jahr seine Stimme zur Verteidigung
des armenischen Volks und sprach von einem „Volk das am Rand der Vernichtung steht“.
Die Armenier sind auf grausame Weise umgekommen bei jenem Völkermord, der als das
„Große Übel“ bezeichnet worden ist. Die Opfer werden sehr verehrt, denn ihr Martyrium
am Anfang des 20. Jahrhunderts ist ein Beispiel für die vielen Genozide, die dieses
Jahrhundert gekennzeichnet haben. Deswegen war es wichtig sich vor diesen Opfern zu
verneigen und ihr Zeugnis zu huldigen, wie es bereits Johannes Paul II. getan hat.“
Aber
auch Aserbadischan hatte historischen Blutzoll zu zahlen.
„Ich bin zu dem
Mahnmal gegangen, das an das Gemetzel der Kommunisten an dem Volk der Aserbaidschaner
erinnert. Nach dem Fall der Berliner Mauer wurden Hunderte von ihnen umgebracht. Ich
habe im Namen der katholischen Kirche einen Kranz niedergelegt. Der Präsident des
unabhängigen Aserbaidschan Heydar Aliyev hat das Verdienst, die Konflikte zu überwinden
und im Land wichtige Reformen anzugehen.“