Palmsonntag in Jerusalem
– das ist etwas ganz besonderes: Denn hier befinden sich die Orte, von denen die biblische
Leidensgeschichte erzählt. Ich habe vor Ort mit unserer Jerusalemkorrespondentin gesprochen:
Gabi Verbeek: „Die Heilige Woche in Jerusalem zu feiern bedeutet
für alle Pilger und auch die einheimischen Christen, die heiligen Stätten zu besuchen,
an denen das Leiden, die Auferstehung Jesu stattgefunden haben und dort direkt vor
Ort, diesen Weg mit zu vollziehen.“
Zu Stunde läuft ja die Palm-Prozession
durch Jerusalem…
„Sie startet im biblischen Betfage, dem Heiligtum der Franziskaner,
und führt dann über den Ölberg über das Kidrontal bis zur Jerusalemer Altstadt. Da
nehmen ganz verschiedene Leute daran teil, es ist fast eine „anarchische“ Prozession,
weil jede Gruppe ihre eigenen Lieder und Instrumente hat, tanzt und singt in verschiedenen
Sprachen – eine ganz bunte Prozession mit vielen Palmwedeln, die hier traditionell
geflochten und ganz bunt geschmückt sind. Normalerweise ist der Palmsonntag der Tag,
an dem eine ganz ausgelassene und fröhliche Hosianna-Stimmung herrscht.“
Wie
ist denn im Moment die Stimmung in politischer Hinsicht? Die Beziehungen zwischen
Palästinensern – unter denen es ja auch Christen gibt – und Israelis sind wieder angespannter...
„Um
das Bild vom Karfreitag aufzugreifen: Der lateinische Patriarch von Jerusalem Michel
Sabbah bezeichnet die Kirche im Heiligen Land immer als eine Kirche, die nach wie
vor am Kreuz hängt, eine leidende Kirche. Da ist was dran! Die Situation ist derzeit
nach menschlichem Ermessen aussichtslos. Die Stimmung empfinde ich hier als resigniert
und gedrückt, gerade unter den Arabern, mit denen wir – weil unter ihnen auch Christen
sind – viel zu tun haben. Man weiß einfach nicht, wo der Ausweg sein soll. Die israelische
Besatzung ist festgefahren und bedrückt die Leute sehr, die unter ihr leiden. Auf
der anderen Seite ist da diese Gewalt auch von palästinensischer Seite. Ob das jetzt
eine Reaktion darauf ist oder nicht: Man könnte darüber endlose Diskussionen führen.
De facto ist es so, dass die politischen Anzeichen nicht auf Frieden stehen, obwohl
man viel über den Frieden spricht, aber die realen Fakten sind nicht so, dass da irgendwo
ein Hoffnungsschimmer in Sicht wäre.“
Und der Besuch von Angela Merkel
in Israel? Was erwarten die Menschen von der Visite?
„Von Deutschland erwartet
man sich keine großen Dinge. Wenn überhaupt dann von den USA, dass die irgend etwas
bewegen können; Europa insgesamt vielleicht – Allerdings: Frau Merkel ist nicht zu
Vermittlungsgesprächen hier, sie ist ausschließlich zu Besuch auf der israelischen
Seite.“
Bundeskanzlerin Angela Merkel ist am Sonntag
zu einem dreitägigen Besuch nach Israel gereist. Auf dem Flughafen von Tel Aviv wurde
die Kanzlerin von Israels Ministerpräsident Ehud Olmert mit militärischen Ehren empfangen.
Am Montag stehen in Jerusalem die ersten deutsch- israelischen Regierungskonsultationen
auf dem Programm. Höhepunkt der Reise ist am Dienstag eine Rede Merkels im israelischen
Parlament, der Knesset. (rv / dw 16.03.2008 mc)