Eigentlich feiern
ihn die Christen im Westen – auch die evangelischen oder anglikanischen – am 19. März,
aber wegen der Karwoche wird sein Hochfest diesmal schon an diesem Samstag begangen:
Die Rede ist von Joseph, dem Vater Jesu – so hat ihn Papst Johannes Paul II. einmal
kurzweg genannt.
„Gott hat hinzugefügt“ – das bedeutet der hebräische Name
Joseph ins Deutsche übertragen. Im Neuen Testament bleibt Joseph immer irgendwie im
Schatten: Es wird von ihm nicht ein einziges Wort überliefert. Immer scheint er stumm
die Anweisungen Gottes auszuführen. Auch als Maria und er den jungen Jesus im Tempel
finden, spricht nur Maria – Joseph schweigt, er schimpft nicht einmal. Es gibt von
ihm keine Geburtsgeschichte, und auch von seinem Tod wird nicht erzählt: Joseph verschwindet
einfach. Wurde Joseph in Betlehem geboren? War Marias Verlobter wirklich ein alter
Mann? Wir können es nicht wissen. War er nur Zimmermann oder nicht vielleicht auch
Priester? Warum floh er vor Herodes nach Ägypten, kehrte aber beim Regierungsantritt
des jüngeren Herodes ins Heilige Land zurück? Stammen die vier Brüder Jesu, die das
Matthäusevangelium erwähnt, aus einer ersten Ehe des Joseph, wie die frühen Ost-Kirchenväter
mutmaßen? St. Joseph, der große Unbekannte. Seit Pius IX. ist er Patron der ganzen
Kirche, seit Pius XI. auch Patron aller Kämpfer gegen den Kommunismus. Das Fest „Joseph,
der Arbeiter“ hat Pius XII. eingeführt, um eine Brücke zum säkularen 1. Mai hinüberzuschlagen.
Seitdem hat Joseph zwei Festtage. Mit seiner stummen Art, für die Familie das Richtige
zu tun und sich hintanzustellen, wirkt er wie der Patron der Väter unserer Zeit.