Die Regierung in Peking
hat den Demonstranten in Tibet eine Frist bis Montag um Mitternacht gesetzt. Wer sich
ergebe, könne mit Nachsicht rechnen, meldete die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua
an diesem Samstag. Die Behörden warfen den Demonstranten vor, in der Hauptstadt Lhasa
Schulen, Krankenhäuser und Geschäfte angezündet und zehn Menschen getötet zu haben.
Nach offiziellen Angaben kamen bei den Unruhen mindestens zehn Menschen ums Leben.
Die tibetische Exilregierung in Nordindien berichtet von mindestens 100 Toten. Über
die Hauptstadt Lhasa sei das Kriegsrecht verhängt worden. Panzer seien aufgefahren,
Teile des Stadtzentrums abgeriegelt. Peking beschuldigte das im Exil lebende geistliche
Oberhaupt der Tibeter, für die Unruhen verantwortlich zu sein. Ein Sprecher des Dalai
Lama wies dies zurück. Die Proteste waren zum 49. Jahrestag des gescheiterten Aufstandes
gegen die chinesische Herrschaft in der Himalaya-Region ausgebrochen. Der Dalai Lama
wurde damals ins Exil gezwungen. Die Bevölkerung nahm zudem die im Sommer bevorstehenden
Olympischen Spiele in Peking zum Anlass, ihren Unmut über die Situation in Tibet zu
zeigen. Die Nachrichtenagentur Asianews berichtet von Exiltibetern, die aus Indien
zurück nach Lhasa drängen. Die USA und die Europäische Union mahnten China zur
Zurückhaltung. Der EU-Gipfel appellierte an die Führung in Peking, mit den Repräsentanten
der Tibeter das Gespräch zu suchen und den Konflikt friedlich beizulegen. Die UNO-Hochkommissarin
für Menschenrechte, Louise Arbour, forderte China auf, den Tibetern das Recht auf
friedlichen Protest zu gewähren. Gewalt - egal von welcher Seite - führe zu keiner
Lösung, teilte Bundeskanzlerin Angela Merkel mit. Sie forderte einen „friedlichen
und direkten Dialog“ zwischen der chinesischen Regierung und dem Dalai Lama. Die Bundesregierung
unterstützte seit jeher den Anspruch der Tibeter auf religiöse und kulturelle Autonomie.
Zugleich verfolge sie eine „Ein-China-Politik“ und wende sich gegen alle separatistischen
Bestrebungen. (asianews/pm/reuters/ap/dw 15.03.2008 bp)