2008-03-14 13:12:37

Irak: Völkergemeinschaft soll sich bewegen


RealAudioMP3 Politiker und Kirchenvertreter aus aller Welt sind entsetzt über den Tod des chaldäischen Erzbischofs von Mossul. Der vor zwei Wochen Entführte Paulos Faraj Rahho war am Donnerstag tot aufgefunden worden. Die Vereinten Nationen verurteilten den Tod „eines Mannes, der sein ganzes Leben dem interreligiösen Dialog und dem Frieden im Irak gewidmet“ habe, erklärte der UNO-Gesandte im Irak.
Die Todesursache ist indes weiter unklar. Ein Polizeisprecher in der nordirakischen Stadt Mossul sagte der Nachrichtenagentur Aswat al-Irak, der Geistliche sei von seinen Entführern nicht erschossen worden. Raho sei mindestens drei Tage tot gewesen, als seine Leiche am Donnerstag in Mossul gefunden wurde. Auf der Website des christlichen Fernsehsenders Ischtar TV hieß es am Freitag: Die Entführer hätten „Druck auf den Erzbischof ausgeübt und ihn zwingen wollen, seine Religion zu verleugnen". Der Kirchenmann habe sich jedoch standhaft geweigert und sei nach einer Woche in Geiselhaft gestorben.
Das „Martyrium von Erzbischof Rahho“ solle zur Versöhnung im Irak beitragen, hofft der Apostolische Visitator für die Chaldäer in Europa. Philip Najim sagte gegenüber Radio Vatikan:

Ich hoffe, dass sich diesmal das Gewissen der internationalen Gemeinschaft regt und sie etwas für den Irak unternimmt. Ich hoffe, dass dieses Blutbad ein Ende nimmt, dass die Menschen aufhören, in hellen Scharen das Land zu verlassen, weil sie den Frieden und ein normales Leben suchen. Das hier ist weder ein Beispiel für Demokratie noch für eine zivile Welt. Was wir hier erleben, ist wie eine Naturkatostrophe - gegen den Menschen, gegen das irakische Volk und gegen den ganzen Irak.“

 
Entführung und Tod des chaldäischen Erzbischofs von Mossul sind nach Aufassung der Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) die „klare Botschaft arabisch-islamistischer Terrorgruppen“ an die Christen des Irak, die Ninive-Ebene bei Mossul für immer zu verlassen. Die Region ist eines der Hauptsiedlungsgebiete der christlichen Assyro-Chaldäer, die derzeit von kurdischen Peschmerga aus dem benachbarten Kurdistan geschützt werden.
„Die Täter hatten ein Lösegeld von 2,5 Millionen Dollar verlangt und ihre Botschaft, die Christen aus der Region zu vertreiben, mit absurden Forderungen unterstrichen“, berichtet der Nahostreferent des Verbandes, Kamal Sido. So sollte die chaldäisch-katholische Kirche Waffen für arabisch-islamistische Terroristen beschaffen und sie in ihren Kirchen verstecken. Es sei offen gedroht worden: Wenn die chaldäisch-katholische Kirche keine christlichen Selbstmordattentäter zur Verfügung stelle, müssten die Christen die Region verlassen.

An diesem Freitag wurde Rahho in der christlichen Siedlung Karamles in der Nähe von Mossul beigesetzt. Hier liegt auch sein Sekretär begraben: Pater Ragheed war am 3. Juni vergangenen Jahres nach der Messfeier von Terroristen erschossen worden. Der Bischof von Arbil, Rabban al Qas, berichtet gegenüber Radio Vatikan von Solidaritätsadressen und großer Anteilnahme in der Region:

„Viele Moslems und Araber, nicht nur Christen... Viele Menschen haben mir gesagt: Der Bischof war nicht nur Bischof für die Katholiken. Er ist Sohn dieser Stadt Mossul. Die Türen des Bischofshauses standen für alle offen. Der Terrorismus wird unserer Freundschaft kein Ende setzen. Wir sind vereint, um die Christen gegen die Terroristen zu verteidigen.“

Benedikt XVI. wird am kommenden Montag in der päpstlichen Hauskapelle die Totenmesse für den verstorbenen Erzbischof lesen.

(rv/misna/pm 14.03.2008 bp)








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