Politiker und Kirchenvertreter
aus aller Welt sind entsetzt über den Tod des chaldäischen Erzbischofs von Mossul.
Der vor zwei Wochen Entführte Paulos Faraj Rahho war am Donnerstag tot aufgefunden
worden. Die Vereinten Nationen verurteilten den Tod „eines Mannes, der sein ganzes
Leben dem interreligiösen Dialog und dem Frieden im Irak gewidmet“ habe, erklärte
der UNO-Gesandte im Irak. Die Todesursache ist indes weiter unklar. Ein Polizeisprecher
in der nordirakischen Stadt Mossul sagte der Nachrichtenagentur Aswat al-Irak, der
Geistliche sei von seinen Entführern nicht erschossen worden. Raho sei mindestens
drei Tage tot gewesen, als seine Leiche am Donnerstag in Mossul gefunden wurde. Auf
der Website des christlichen Fernsehsenders Ischtar TV hieß es am Freitag: Die Entführer
hätten „Druck auf den Erzbischof ausgeübt und ihn zwingen wollen, seine Religion zu
verleugnen". Der Kirchenmann habe sich jedoch standhaft geweigert und sei nach einer
Woche in Geiselhaft gestorben. Das „Martyrium von Erzbischof Rahho“ solle zur Versöhnung
im Irak beitragen, hofft der Apostolische Visitator für die Chaldäer in Europa. Philip
Najim sagte gegenüber Radio Vatikan:
„Ich hoffe, dass sich diesmal das Gewissen
der internationalen Gemeinschaft regt und sie etwas für den Irak unternimmt. Ich hoffe,
dass dieses Blutbad ein Ende nimmt, dass die Menschen aufhören, in hellen Scharen
das Land zu verlassen, weil sie den Frieden und ein normales Leben suchen. Das hier
ist weder ein Beispiel für Demokratie noch für eine zivile Welt. Was wir hier erleben,
ist wie eine Naturkatostrophe - gegen den Menschen, gegen das irakische Volk und gegen
den ganzen Irak.“
Entführung und Tod des chaldäischen
Erzbischofs von Mossul sind nach Aufassung der Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV)
die „klare Botschaft arabisch-islamistischer Terrorgruppen“ an die Christen des Irak,
die Ninive-Ebene bei Mossul für immer zu verlassen. Die Region ist eines der Hauptsiedlungsgebiete
der christlichen Assyro-Chaldäer, die derzeit von kurdischen Peschmerga aus dem benachbarten
Kurdistan geschützt werden. „Die Täter hatten ein Lösegeld von 2,5 Millionen Dollar
verlangt und ihre Botschaft, die Christen aus der Region zu vertreiben, mit absurden
Forderungen unterstrichen“, berichtet der Nahostreferent des Verbandes, Kamal Sido.
So sollte die chaldäisch-katholische Kirche Waffen für arabisch-islamistische Terroristen
beschaffen und sie in ihren Kirchen verstecken. Es sei offen gedroht worden: Wenn
die chaldäisch-katholische Kirche keine christlichen Selbstmordattentäter zur Verfügung
stelle, müssten die Christen die Region verlassen.
An diesem Freitag wurde
Rahho in der christlichen Siedlung Karamles in der Nähe von Mossul beigesetzt. Hier
liegt auch sein Sekretär begraben: Pater Ragheed war am 3. Juni vergangenen Jahres
nach der Messfeier von Terroristen erschossen worden. Der Bischof von Arbil, Rabban
al Qas, berichtet gegenüber Radio Vatikan von Solidaritätsadressen und großer Anteilnahme
in der Region:
„Viele Moslems und Araber, nicht nur Christen... Viele Menschen
haben mir gesagt: Der Bischof war nicht nur Bischof für die Katholiken. Er ist Sohn
dieser Stadt Mossul. Die Türen des Bischofshauses standen für alle offen. Der Terrorismus
wird unserer Freundschaft kein Ende setzen. Wir sind vereint, um die Christen gegen
die Terroristen zu verteidigen.“
Benedikt XVI. wird am kommenden Montag
in der päpstlichen Hauskapelle die Totenmesse für den verstorbenen Erzbischof lesen.