Vatikan: Kulturminister betont Gemeinsamkeiten von Juden und Christen
Zwischen Juden und
Christen gibt es eine liturgische Verbindung. Daran hat jetzt der Präsident des Päpstlichen
Kulturrats, Gianfranco Ravasi erinnert. Inmitten der Diskussion um die Neufassung
der lateinischen Karfreitagsfürbitte und Missverständnisse um das Thema Bekehrung
der Juden, betont Ravasi die gemeinsamen Wurzeln beider Religionen. Besonders evident
werden die beim christlichen Psalter, entstanden aus den 150 Psalmen der jüdischen
Tradition. Auch das Vater Unser hat seinen Ursprung wohl im jüdischen 18-Bitten-Gebet.
Der
Christusglaube unterscheidet Juden und Christen, die derzeitige Diskussion um die
Karfreitagsbitte macht das erneut deutlich, doch im Gottesbild, im Menschenbild, und
auch in der Sicht der Gesellschaft gibt es viele Übereinstimmungen, so Ravasi. „Der
Eingottglaube etwa verbindet uns. Die Sicht des Menschen, als tiefe Einheit von Leib
und Seele ist uns gemeinsam. In unsere Kulturen haben Bilder und Symbole der Bibel
Eingang gefunden, die wurden in die christliche Tradition übernommen.“ Neben
diesem kulturellen Band erinnert Ravasi an die per se gegebene Verbindung beider Weltreligionen.
„Das antike, das erste Testament, ist Teil der Heiligen Schriften des Christentums.
Aus dem Judentum kommt diese starke Messiaserwartung, die schließlich das Christentum
zu dem macht, was es ist.“ Die Geschichte der beiden Religionen und Kulturen
war stets geprägt von Spannungen und Auseinandersetzungen. „So, wie es in einer Familie
passiert. In einer Großfamilie wird nicht immer nur Liebe sichtbar, da kann es auch
zu Entzweiungen und mitunter sogar zu Hass kommen.“ „Wir haben eine schwierige Geschichte
hinter uns“, bekennt der Präsident des Kulturrats freimütig, nicht ohne echten Dialog
zu verschweigen. „Ich erinnere nur an die Art, mit der Kafka, der Jude war und
eng mit seinen Wurzeln verbunden war, auf die Frage eines Freundes hin Christus beschrieb.
Er sagte: ,Christus ist ein lichterfüllter Abgrund. Man muss die Augen schließen,
um nicht abzustürzen.’ Oder Martin Buber, der Jesus als ,unseren großen Bruder’ bezeichnete;
lange bevor dann Johannes Paul II. die Juden als ,unsere großen Brüder’ nannte.“ (rv
12.03.2008 bp)