2008-03-13 14:15:47

D: Islamkonferenz für bundesweiten Islamunterricht


RealAudioMP3 Die Deutsche Islamkonferenz (DIK) hat sich für einen islamischen Religionsunterricht an öffentlichen Schulen, den Bau von Moscheen sowie eine bessere Zusammenarbeit zwischen Muslimen und
Sicherheitsbehörden ausgesprochen. Bei seiner dritten Vollversammlung verabschiedete das aus jeweils 15 Vertretern von Staat und Muslimen bestehende Gremium am Donnerstag in Berlin Empfehlungen für eine verbesserte Integration der 3,5 Millionen Muslime in Deutschland.
Indirekt kritisierte der Bundesinnenminister die Ausrichtung der großen muslimischen Dachverbände, die sich 2007 im Koordinationsrat der Muslime in Deutschland (KRM) zusammengeschlossen haben. Ein Großteil der Muslime fühle sich durch sie nicht repräsentiert. Notwendig sei ein Prozess der Öffnung und der Pluralisierung. Das müssten die Muslime aber selber leisten, fügte Schäuble hinzu.
Unsere Kollegen vom Domradio Köln haben im Vorfeld der Tagung mit Thomas Lemmen gesprochen. Er ist Referent für den interreligiösen Dialog im Erzbistum Köln und begrüßt die neue Gesprächsrunde:

„Es ist ein wichtiges und bedeutsames Zeichen, dass der Staat nicht mehr nur über, sondern auch mit den Muslimen spricht. Es ist ein Wandel in den Beziehungen zueinander, Muslime als Teil der Gesellschaft wahrzunehmen, wie es auch zum Auftakt der Islamkonferenz gesagt worden ist. Dabei sollte man aber nicht vergessen, dass die Kirche diesen Schritt schon länger gegangen ist, dass Papst und Bischöfe den Dialog mit Muslimen gepflegt haben und Kirche schon sehr lange in diesem Prozess steht.“

Man dürfe nicht unterschätzen, so Lemmen, dass die Islamkonferenz auch einen Dialog unter den Muslimen in Gang gesetzt habe:

„Die fünfzehn muslimischen Vertreter kommen ja aus unterschiedlichen Richtungen. Das sind Verbandsvertreter, da sind Unabhängige, da sind Nicht-Religiöse, da sind auch Islamkritiker, und die Islamkonferenz hat auch eine innerislamische Diskussion in Gang gesetzt. Zu sehen, dass der Islam pluraler ist, als wir ihn wahrnehmen, dass es große religiöse Organisationen gibt, die vordringlich Ansprechpartner für religiöse Fragen sind, aber dass es auch ein Spektrum Nicht-religiöser Muslime gibt, die in kulturellen Belangen oder in Fragen der Medien wichtige Ansprechpartner sein können.“

Zum Schäuble-Vorstoß zum Thema islamischer Religionsunterreicht sagt Lemmen:

„Das ist in der Tat eine der vordinglichsten und wichtigsten Aufgaben, islamischen Religionsunterricht einzuführen, nachdem nun schon seit vielen Jahren darüber diskutiert wird. Das ist aber ganz klar eine Aufgabe der Länder. Die vordingliche Frage ist die nach der Beteiligung der muslimischen Religionsgemeinschaften an dem Prozess, denn das verlangt ja das Grundgesetz, es ist kein neutrales Angebot, sondern in Abstimmung mit den Religionsgemeinschaften. Das ist der Punkt, an dem man im Moment steht, das zu gewährleisten und umzusetzen.“

In ihren Empfehlungen spricht sich die Islamkonferenz dafür aus, den islamischen Religionsunterricht in deutscher Sprache und als ordentliches Unterrichtsfach einzurichten. Die Vorsitzende der Kultusministerkonferenz (KMK), Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU), erklärte allerdings, die Einführung werde noch Jahre dauern.
Im Konflikt zwischen religiösen Geboten und den Forderungen des Grundgesetzes einigte sich die Konferenz auf die Formulierung: „Die religiöse Freiheit des einzelnen findet dort ihre Grenzen, wo sie im Gegensatz zur freiheitlichen demokratischen Grundordnung steht.“
Positiv wertete das Gremium den Neubau von Moscheen. Er sei ein „wichtiger Schritt zur Integration des Islam in Deutschland“ und ein Signal dafür, dass die Muslime ein dauerhafter Teil der Gesellschaft sein wollten. Die Konferenz einigte sich auf Empfehlungen, um Konflikte beim Bau und im Umgang mit den muslimischen Gotteshäusern zu vermeiden.
Zugleich sprach sich das Gremium dafür aus, die Zusammenarbeit zwischen den Muslimen und den Sicherheitsbehörden zu verbessern. Es bestehe in der Bundesrepublik die ernst zu nehmende Gefahr eines islamistischen Terror-Anschlags; potenzielle Täter würden auch in Deutschland radikalisiert. Deshalb sollten sich etwa islamische Verbände und Bildungsträger von radikalen Einflüssen abgrenzen.
Ab sofort wird eine beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge in Nürnberg angesiedelte „Clearingstelle ihre Arbeit aufnehmen. Sie soll ein Netz von Ansprechpartnern bei Sicherheitsbehörden und muslimischen Organisationen aufbauen und Experten für Bildung und Dialog vermitteln. Darüber hinaus werden Länder und Kommunen aufgefordert, islamische Bestattungen zu ermöglichen und dafür Friedhöfe oder eigene Gräberfelder zur Verfügung zu stellen.
Die erste Islamkonferenz fand im September 2006 in Berlin statt um Antworten zu finden auf offene Fragen bei der Eingliederung von Muslimen in die Gesellschaft.

(kna/ rv/domradio 13.03.2008 mc)








All the contents on this site are copyrighted ©.