2008-03-10 12:35:54

Vatikan: „Fürbitte für Juden bleibt, wie sie ist”


Hat jetzt auch das Judentum seine „Regensburger Rede“? Die negativen Äußerungen über die neu formulierte Karfreitagsfürbitte der Kirche reißen auf jüdischer Seite nicht ab. Vatikan-Kardinal Walter Kasper bekräftigt derweil, Benedikt XVI. werde die Formulierung nicht mehr ändern.

Stein des Anstoßes: Die lateinische Fürbitte für die Juden im außerordentlichen, „alten“ Ritus der katholischen Messe. Sie wurde Anfang Februar von Papst Benedikt neu formuliert. Da wird mit Paulusworten darum gebetet, dass einst auch Israel Christus, den Retter aller Menschen, erkennen möge. Viele auf jüdischer Seite missverstehen das als Quasi-Aufruf zur Bekehrung der Juden zum Christentum. In der älteren Fassung der Fürbitte war noch explizit um eine solche Bekehrung gebetet worden. Eine jüdische Delegation aus Jerusalem will in den nächsten Tagen im Vatikan über die Fürbitte diskutieren. Der Papst werde dieses Gebet lassen, wie es ist, sagte Kardinal Kasper dem deutschen Fernsehen. Es sei aus katholischer Sicht theologisch völlig korrekt. Der vatikanische Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone geht noch weiter: Im Gespräch mit der Nachrichtenagentur ansa fordert er am Rand eines Besuches in Aserbaidschan das Judentum auf, ebenfalls über Änderungen bei einigen seiner Gebete nachzudenken. Die Kirche wolle „Gegenseitigkeit“, und „Gebete, die man ändern könnte oder sollte“, gebe es „auf beiden Seiten“. Darauf hätten auch einige jüdische Persönlichkeiten kürzlich hingewiesen. Der Kardinal wörtlich: „Viele Vertreter des Judentums haben den Sinn dieses Gebetes doch sehr gut verstanden. Und es betrifft ja auch nur eine sehr präzise Komponente der katholischen Welt, für die es einen großen Schritt nach vorn im Vergleich zu früher bedeutet.“ Die Karfreitags-Fürbitte sei ein „Ausdruck der eigenen Identität“ – und weit davon entfernt, „die Zwangs-Bekehrung von irgendjemandem zu verlangen“.
Der römische Oberrabbiner hat derweil Bertones Wort von der „Gegenseitigkeit“ heftig widersprochen. „Das Judentum hat doch seine Gebete schon vor Jahrhunderten selbst-zensiert“, meinte Riccardo Di Segni in einem Pressestatement. Es gebe derzeit in jüdischen Gebeten überhaupt keine Bezüge auf das Christentum oder die Christen.
Einer der beiden israelischen Oberrabbiner, Yona Metzger, räumt ein, der Vatikan habe sicher nicht die Absicht gehabt, die Juden zu verletzen. Doch sei der jetzige Moment angesichts des internationalen Terrorismus wohl nicht der richtige, um den Text der Fürbitte zu ändern. Er habe wegen der Fürbitte an den Papst geschrieben... und hoffe auf eine Antwort.
(rv/ansa 10.03.2008 sk)








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