Deutschlands dienstältester
katholischer Bischof ist am Samstag Abend im Münsteraner Dom verabschiedet worden.
Reinhard Lettmann stand 28 Jahre an der Spitze der drittgrößten deutschen Diözese.
An diesem Sonntag wird er 75 Jahre alt, am Freitag nach Ostern, dem 28. März, tritt
er von seinem Amt als Bischof von Münster zurück. Insgesamt war Lettmann 40 Jahre
in der Bistumsleitung tätig. 1967 ernannte ihn Bischof Joseph Höffner im Alter von
34 Jahren zum damals jüngsten Generalvikar Deutschlands. „Das Bild der Kirche hat
sich gewandelt“, sagte Lettmann im Rückblick vor Journalisten. Besuchten in den 1960er
Jahren noch eine Million Katholiken die Sonntagsgottesdienste, sind es heute nicht
mal mehr 300.000. Die Gottesdienstbesucherzahlen werden weiter zurückgehen, vermutete
der Bischof. „Das darf uns aber nicht mutlos machen.“ Die Kirche müsse betende Kirche
bleiben, und „sich für diejenigen öffnen, die zurückkommen“. „Es wird Hochorte der
Liturgie geben“, sagte Lettmann und nannte als Beispiele Kloster Gerleve, Kevelaer
oder den St.-Paulus-Dom in Münster. Zurzeit gebe es zu viele Eucharistiefeiern. Eucharistie
habe die Aufgabe, Menschen zu sammeln. „Im Moment zerstreut sie noch“, sagte der Bischof
mit Verweis auf Gemeinden, die zu viele kaum besuchte Gottesdienste am Sonntagmorgen
zu verschiedenen Zeiten anbieten. „Es wäre für die Gemeinden viel schöner, wenn sie
sehen würden: die Kirche ist voll.“ Voll war der Münsteraner Dom zum Abschied Lettmanns.
An der Vesper nahmen gut 800 Gäste aus Politik, Kirchen und Gesellschaft teil, darunter
44 Bischöfe aus aller Welt. Beim anschließenden Festakt im Rathaus lobten viele Redner
Lettmanns Lebenswerk. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof
Robert Zollitsch, betonte: „In den langen Jahren deines Hirtendienstes ist in
der Kirche von Münster vieles gewachsen und aufgebrochen. Dafür steht der Name Reinhard
Lettmann, der Name eines Mannes, der sich und seinen Grundsätzen stets treu geblieben
ist. Dein Leben und Deine Verkündigung zeigen, wie sehr du von Jesus Christus ergriffen
bist, und wie sehr es dein Anliegen ist, Menschen zu ihm und zur frohen und befreienden
Botschaft des Evangeliums zu führen. Du hast stets pointiert Position bezogen und
deine klaren Worte haben so manche Diskussionen zum guten und entscheidenden Abschluss
geführt.“ Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Jürgen Rüttgers erinnerte
daran: „Bischof Lettmann hat uns keine Vorgaben gemacht, sondern uns in die
Freiheit entlassen. Er predigt die Freiheit, nicht die Beliebigkeit; auf Westfalenart,
wortarm, im Herzen bei den Menschen und durch und durch reich. Es gibt deutlich erkennbare
Linien: die treue zu den Menschen, die Verbundenheit zum Münsterland und zu Nordrhein-Westfalen,
prinzipienfest und menschenfreundlich. Er ist einer der großen in der langen Reihe
der großen Bischöfe von Münster.“ Für den Ruhestand hat Lettmann zahlreiche
Pläne, beginnend mit mehreren Solidaritäts- und Pilgerreisen ins Heilige Land. Zu
seinem Geburtstag feierte er am Nachmittag das Pontifikalamt im Dom. Zum anschließenden
Festakt in der Halle Münsterland werden rund 2.000 Gäste erwartet. (pm/rv 09.03.2008
bp)