Kardinal Zen: „Patriotische Vereinigung“ abschaffen
Im Vatikan wird es
vom 10. bis zum 12. März Beratungen über die Lage der Katholiken in China geben. Das
wurde an diesem Samstag offiziell bestätigt. Der Hongkonger Kardinal Joseph Zen Ze-Kiun
fordert derweil die Auflösung der staatstreuen Katholiken-Organisation in China. Die
Patriotische Vereinigung Chinesischer Katholiken sei eine Demütigung für die Bischöfe,
sagte Zen am Freitag in Wien. Der chinesische Kardinal nahm an einem Schweigemarsch
von der Staatsoper zum Stephansdom teil. Die Organisation „Christian Solidarity International“
und „Kirche in Not“ wollten damit auf die Situation verfolgter Christen in aller Welt
aufmerksam machen. Kardinal Zen, berichtete anschließend bei einem Pressegespräch
mehr über die Situation der Katholiken in China.
Die bevorstehenden Olympischen
Spiele in Peking wirkten sich zwar bei der Verbesserung der Menschenrechtssituation
da und dort positiv aus. Für die katholische Kirche sei die Lage aber immer noch extrem
schwierig. Die Verfassung Chinas garantiere zwar die Religionsfreiheit, „doch Religionsfreiheit
bedeutet nicht bloß die 'Freiheit zu beten'“. Die Regierung habe dagegen nichts einzuwenden,
ihr gehe es jedoch um die Kontrolle der kirchlichen Verwaltung. Hier tue sie sich
bei der katholischen Kirche am schwersten, weil es Rom gebe, das dem Zugriff Pekings
entzogen sei. Von Religionsfreiheit könne man erst sprechen, wenn die so genannte
„Patriotische Vereinigung“ aufgelöst oder den Bischöfen unterstellt werde, sagte Zen.
Es gebe keine echte Bischofskonferenz, da die Bischöfe der offiziellen Kirche von
den Funktionären des regimenahen Katholiken-Verbands kontrolliert würden. Zen hat
in seiner Diözese seine Leitungsaufgaben weitgehend an seinen Koadjutor John Tong
Hong abgegeben und sieht sich jetzt vor allem im Dienst der päpstlichen China-Diplomatie.
Bei der Abfassung des im Juni 2007 veröffentlichten Briefes von Benedikt XVI. an die
Kirche in China sei er für mehrere textliche Änderungen verantwortlich gewesen, bestätigte
er bei der Pressekonferenz. Er sei anfangs gegen einen Brief gewesen, so Zen, sei
aber jetzt froh, dass er geschrieben wurde. Allerdings enthalte das insgesamt „von
Respekt und Freundlichkeit“ gekennzeichnete Schreiben Passagen, die „falsch interpretiert“
worden seien. Dies sei aber nicht Schuld des Papstes. In dem Brief hatte der Papst
seinen Wunsch nach der vollständigen Anerkennung der Religionsfreiheit seitens der
kommunistischen Führung Chinas sowie die Ablehnung einer staatlich kontrollierten
und vom Vatikan unabhängigen katholischen Kirche zum Ausdruck gebracht. Benedikt XVI.
ging auch auf die heikelste Frage eine: Das Für und Wider eines „Auftauchens“ der
Untergrundbischöfe und ihrer Gemeinden sowie die Frage der Vereinigung mit der „offiziellen“
Kirche. (kap/radio stephansdom/rv 08.03.2008 mg)