Vatikan: Ist der Streit um Karfreitagsfürbitte bald beigelegt?
Sollen Christen Juden
missionieren oder nicht? Das scheint die Kernfrage im Streit um die Karfreitagsfürbitte
im „außerordentlichen Ritus“ der Messe zu sein – auf Proteste hin änderte der Vatikan
kürzlich den Text. Nun ist nicht mehr vom „der Verblendung“ der Juden die Rede - und
doch geht der Streit weiter! Kommende Woche werden im Vatikan jüdische Delegationen
zu Gesprächen erwartet. Kardinal Kasper äußerte am Dienstag die Hoffnung, dass dann
der Streit beigelegt werden könne. P. Norbert Hofmann SDB ist für den Dialog mit den
Juden zuständig. Zu den Hintergründen sagt er:
„Verstimmung gab es deswegen,
weil jüdischerseits das Gebet dahingehend missverstanden wurde, dass sie meinten,
es handele sich um einen Aufruf zur Konversion aller Juden. Das ist aber sicher ein
Missverständnis. In der katholischen Kirche gibt es – wie Kardinal Kasper sagt – kein
Institut zur systematischen Bekehrung von Juden zum Christentum. Aber wie gesagt,
dieses Gebet von Papst Benedikt XVI. formuliert spiegelt ganz klar unsere Theologie
wieder.“
Die Gestalt Jesu Christi sei der neuralgische Punkt im jüdisch-christlichen
Dialog.
„Martin Buber sagte, dass der Glaube Jesu Juden und Christen eint,
dass aber der Glaube an Jesus Christus Juden und Christen trennt. Wie Jesus von Nazareth
einzuordnen ist, da ist die Sicht von Juden und Christen sehr verschieden. Juden können
anerkennen, dass er ein Jude der damaligen Zeit war, dass er ihr Bruder war, wie Pinchas
Lapide. Aber sie können sicher nicht anerkennen, dass er der Sohn Gottes ist, dass
er der Messias Israels ist. Für uns ab er ist Jesus Christus der Sohn Gottes, der
Heiland, der das Heil für alle Menschen bringt. Jesus Christus ist die kontroverse
Figur, und die wird es auch bleiben im jüdisch-christlichen Dialog.“
Christen
müssten auch Juden gegenüber Zeugnis geben von ihrem Glauben. Allerdings: „Evangelisierung
heißt, ein Angebot machen, Jesus Christus und seine universale Heilsmittlerschaft
zu erkennen. Evangelisierung heißt nicht „zwanghaftes Missionieren“. Bei den Juden
steht natürlich im Hintergrund die leidige Geschichte im Mittelalter: Einer Zeit,
in der auch ganz bewusst Judenmission gegeben hat und zwar auch gewaltsam. Das ist
damit alles nicht intendiert.“