2008-03-05 15:55:46

Italien: Pater Pio exhumiert


Pater Pio ist in Italien der populärste Heilige des 20. Jahrhunderts, jedes Jahr pilgern viele Millionen Pilger nach San Giovanni Rotondo in Apulien, um das Grab des volkstümlichen Heiligen zu besuchen. Am vergangenen Wochenende wurde nun der Leichnam exhumiert – was auf ein gewaltiges Medienecho in Italien stieß. Hoffnungen, dass der Pater Pio unverwest sei –wie es historisch z.B. für den Pfarrer von Ars oder den seligen Papst Johannes XXIII. bezeugt ist – wurden enttäuscht. Der Ortsbischof Domenico Umberto D’Ambrosio von Manfredonia war bei der Öffnung des Sarges dabei.
 
„Wir haben die sterblichen Überreste des Heiligen Pater Pio in einem nicht so guten Zustand vorgefunden. Vielleicht ist dafür die Tatsache verantwortlich, dass seinerzeit das Grab erst einen Tag vorher fertiggestellt wurde und der Mörtel noch feucht war. Wir haben beim Öffnen gesehen: Da war viel Feuchtigkeit im Grab. Trotzdem war der obere Teil des Körpers, also zum Beispiel das Gesicht, teilweise skelettiert. Der Rest ist aber gut sichtbar, man sieht sehr gut die Hände: Die Fachleute haben gesagt, dass in einigen Körperteilen eine Art „Selbstmumifizierung“ eingetreten sei.“

Es bestehe keine Pflicht, aber es sei seit vielen Jahrhunderten eine durchaus übliche Praxis, den Leichnam von Heiligen zu exhumieren und kanonisch zu untersuchen, sagt Bischof D’Ambrosio. Aus welchem Grund?
 
„Um der sozusagen historischen Pflicht nachzukommen, für die Erhaltung der sterblichen Überreste zu sorgen unter Zuhilfenahme auch technischer Möglichkeiten. So haben auch künftige Generationen die Möglichkeit, den Leib des Heiligen zu verehren.“

Jetzt wird der Leichnam an einem geheimen Ort chemisch behandelt. Vom 24. April an wird er für mehrere Monate in einem Glassarg in San Giovanni Rotondo öffentlich aufgebahrt. Anlass ist der 40. Todestag des Heiligen.

„Wir wollen nicht egoistisch sein: Wir haben den Dienst des Heiligen Pater Pio von Pietrelcina genossen und wir genießen ihn weiterhin. Aber seine Klientel ist, wie Paul VI. einmal sagte, eine wahrhaft weltweite Klientel, und es ist nur gerecht, dass sie an „unserm Glück“ teilhaben kann.“

 
Der Leichnam von Pater Pio soll nach der Aufbahrung nicht in die vom Star-Architekten Renzo Piano entworfene große Wallfahrtskirche in San Giovanni Rotondo umgebettet werden. Jüngst drohten Verehrer des Heiligen mit Protesten, falls der Kapuziner von seinem selbst gewählten Begräbnisort in der Krypta der Kirche Santa Maria delle Grazie entfernt würde. Aufgrund des hohen Besucheransturms hatte die Gemeinde 2004 einen Kirchenneubau in San Giovanni Rotondo eingeweiht, der zusammen mit dem Vorplatz 37.000 Pilger aufnehmen kann.

(rv / kna 05.03.2008 mc)








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