Vatikan: Stimmungswechsel im christlich-islamischen Dialog?
Eine muslimische Delegation
ist am Dienstag im Vatikan, um gemeinsam die Verfahrensregeln für den geplanten islamisch-christlichen
Dialog zu klären. Angestoßen wurde er durch den Briefwechsel zwischen 138 islamischen
Gelehrten und Papst Benedikt XVI. und weiteren Kirchenführern. Auf katholischer
Seite ist der Päpstliche Rat für den interreligiösen Dialog zuständig. Andrea Pacini
ist Berater der „Kommission für die Beziehungen mit dem Islam“, die dem Interreligiösen
Rat unterstellt ist. Der Priester sieht den Briefwechsel nicht als Anfangspunkt,
sondern als Resultat eines jahrzehntelangen Dialogs. „Ich finde
es sehr wichtig, dass in dem Brief der 138 Gelehrten die Nächstenliebe und der Respekt
der Religionsfreiheit zentrale Rollen spielen. Das wird auch Thema des heutigen Treffens
sein. In muslimischen Ländern, wo Christen in der Minderheit leben, ist das eine wichtige
Frage. Daher scheint mir die Diskussion um die Religionsfreiheit sehr wichtig für
die Zukunft.“
Islamische Länder stehen zuoberst auf dem Index für Christenverfolgung.
UNO-Menschenrechte werden meist nur unter Vorbehalt der Scharia akzeptiert. Diese
sehe für Menschen, die vom Islam zu einer anderen Religion wechseln, das Todesurteil
vor, so Don Andrea Pacini.
„Das Thema „Religionsfreiheit“ ist ein heikler
Punkt bei den interreligiösen Diskussionen, aber gerade deswegen ist er so bedeutend.
Man muss aber hinzufügen, dass in den muslimischen Ländern Veränderungen wahrzunehmen
sind. Beispielsweise hat der derzeitige Emir in Katar den christlichen Gemeinschaften
erlaubt, Kirchen zu bauen. Das bedeutet für diese Christen, dass sie nicht mehr im
Untergrund leben müssen. Dazu kommt noch, dass der Staat ihnen das Land für die Kirchen
geschenkt hat.“