2008-03-01 13:11:19

Lateinamerika: Wie geht es mit der Kirche weiter – Gedanken eines Bischofs


Lateinamerika ist – wie Johannes Paul II. immer wieder sagte – der Kontinent der Hoffnung. Die Kirche ist jung, dynamisch und mit Nachwuchs gesegnet. Doch wenn man genauer hinschaut, stimmt das nur zum Teil, sagt der Herz-Jesu-Missionar Norbert Strotmann. Er stammt aus Deutschland und ist Bischof in einem Vorort der 8-Millionen-Stadt Lima. Strotmann treibt die Frage um, wie es mit der Kirche weitergehen soll – in Lateinamerika und darüber hinaus. Deswegen hat er sich die Mühe gemacht, Statistiken durchzuackern, und er kommt zu dem Schluss: Das Bevölkerungswachstum ist wesentlich größer als das Katholikenwachstum. In manchen Gegenden hätten Evangelikale Anteile von über dreißig Prozent. Die Kirche droht auszubluten – vor allem an der sogenannten „Basis“:

„ Es hat ja viele Theologen gegeben vor dreißig Jahren, die vor allem das Armutsproblem angegangen sind. Wenn Sie gute Religionssoziologen lesen, die stellen dann fest: In der katholischen Theologie hat man für die Armen optiert, die Armen haben für die Pfingstkirchen optiert. Da muss man noch einmal zurückfragen: Was haben wir falsch gemacht?“

Der Bischof hat auch keine fertigen Antworten. Allerdings befürchtet er, dass es in der Kirche immer noch zu sehr um den Erhalt der Institutionen geht, und zuwenig Impulse zur Gestaltung des Lebens gegeben werden:

„Nehmen Sie mal, was wir zur Bioethik sagen, was wir Soziallehre sagen: Ich stehe völlig hinter diesen Eckwerten der Kirche, nur ist das langweilig auf die Dauer. Entschuldigung, wenn ich das so sage. Der Mensch möchte mehr, der Mensch möchte gerade auch in Europa wissen, wie geht es weiter. Dass es da Angst und Sorge gibt im Hintergrund, so wie es läuft geht es nicht weiter. Wenn schon die Parteien nicht in der Lage sind, eine soziale Marktwirtschaft zu realisieren, dann sollten wir Christen doch dazu in der Lage sein – mit Spritzigkeit, mit Feuer von Geist, mit Getöse! Evangelikale schaffen das.“

Strotmann geht es darum, sich der Wirklichkeit zu stellen, so wie sie ist. Grund für Hoffnungslosigkeit sieht er nicht:

„Wenn ich da die Ziffern überschlage, auch die Rückläufigkeit von Taufzahlen, dann müsste ich sagen ‚Lieber Gott, sei mir nicht böse, aber mehr kann ich auch nicht tun… Ne. Ich gehe wie ein guter Katholik in meine Kappelle, sag dem Chef, bis hierhin bin ich gekommen, jetzt bist Du dran – und damit kann ich gut und mit viel Hoffnung leben.“

(rv 01.03.2008 mc)








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