Der chaldäische Bischof von Mossul ist am Freitag entführt worden. Er befand sich
auf dem Nachhauseweg von einer Kreuzwegandacht mit Gläubigen im Stadtteil Al-Nour.
Was ist genau vorgefallen? Wir haben mit dem Erzbischof von Kirkuk gesprochen, Louis
Sako:
„Er ging gerade zu seinem Amtssitz zurück. Dann sind die Entführer
gekommen und haben den Fahrer erschossen und zwei Begleiter. Man hat ihm dann erlaubt,
in seinem Amtssitz anzurufen und zu sagen ‚Ich bin entführt worden. Helft mir’. Ein
Dominikaner sagte, es habe zahlreiche Anrufe mit Lösegeldforderungen gegeben. Von
dem Erzbischof haben wir bis jetzt nichts gehört.“
Genaueres über die Forderungen
der Entführer ist noch nicht bekannt. Sako sieht einen Zusammenhang mit den Mohammed-Karikaturen.
„Seit
der Wiederveröffentlichung der Mohammed-Karikaturen hat sich die Lage verschärft.
Das hat sehr weh getan, denn die Menschen hier glauben, dass ein Christ gegen den
Islam ist. Wir Christen respektieren wirklich alle.“ Rahhus Vorgänger, der
syrisch-katholische Erzbischof Basil Georges Casmoussa, wurde im Januar 2005 entführt
und nach einem Tag wieder freigelassen. Im Juni vergangenen Jahres wurde der chaldäisch-katholische
Priester Raghid Ganni und seine drei seiner Diakone in Mossul ermordet. Sie wurden
nach einer Messe unweit der Kirche erschossen. Die Christen im Irak werden immer
häufiger von radikalen Gruppen verfolgt und sind Opfer ethnischer Vertreibungen. Ihre
Zahl soll nach Schätzungen bereits um die Hälfte gesunken sein, weil viele ins Ausland
flüchten. Vor dem US-geführten Einmarsch im März 2003 gab es rund 800.000 Christen
im Irak. (rv 01.03.2008 mc)