Der Vatikan und die
oberste Autorität des sunnitischen Islams, die Al-Azhar-Universität, haben gemeinsam
die erneute Veröffentlichung der Mohammed-Karikaturen verurteilt. Bei einem zweitägigen
Treffen am Sitz der muslimischen Hochschule in Kairo beklagten Vertreter des Päpstlichen
Rats für den interreligiösen Dialog und der islamischen Universität eine „wachsende
Zahl von Angriffen auf den Islam und seinen Propheten sowie andere Attacken gegen
Religionen“. In einer gemeinsamen Erklärung forderten beide Seiten mehr Respekt vor
religiösen Symbolen. Der Präsident des Dialograts, Kardinal Jean-Louis Tauran: „Unser
Abschlussdokument zitiert die Worte Benedikts XVI. an den Botschafter Marokkos. Verspottung
von Religion oder religiösen Symbolen ist unter keinen Umständen zu rechtfertigen.“ Für
ein besseres Verständnis unter den Völkern sei Respekt vor religiösen Symbolen nötig,
hatte der Papst beim Empfang des marokkanischen Botschafters beim Heiligen Stuhl vergangene
Woche betont. – Dänische Tageszeitungen hatten vor wenigen Tagen, nach Bekanntwerden
von Anschlagsplänen gegen den Zeichner der Karikaturen, die Zeichnungen erneut veröffentlicht. Das
Recht auf freie Meinungsäußerung dürfe kein Vorwand sein, „all das zu verletzen, was
als heilig angesehen wird“, betonten Christen und Muslime jetzt in Kairo. Sie müssten
gegen Extremismus kämpfen und sich für gegenseitige Akzeptanz einsetzen. Kardinal
Tauran, der nach seiner Rückkehr gegenüber Radio Vatikan vor allem die herzliche Atmosphäre
des Treffens betonte, sprach auch den kritischen Punkt der Religionsfreiheit an: „Der
Glaube verpflichtet uns zur Nächstenliebe. Davon sind wir gemeinsam überzeugt. Unsere
muslimischen Freunde haben unterstrichen, dass der Koran für, nicht gegen Religionsfreiheit
ist. Ich habe bei dieser Gelegenheit betont, dass dieses hohe Prinzip nicht in allen
Ländern umgesetzt wird, dass vielmehr Christen oft nicht die Möglichkeit haben, ihren
Glauben zu praktizieren oder eine Kirche zu bauen. Die Islamvertreter haben zugegeben,
dass das für Moslems ein Problem darstellt.“ (rv 29.02.2008 bp)