D/ Vatikan: „Der Abwärtstrend beim Priesternachwuchs ist gestoppt“
In Rom haben in der
vergangenen Woche die Regenten der deutschsprachigen Bistümer sich getroffen. Regenten
– so heißen die Leiter der Priesterseminare, also der Ausbildungsstätten für künftige
Geistliche. Wir haben mit dem Regens des Erzbistums München und Freising, Msgr. Franz
Joseph Baur, gesprochen und ihn gefragt, worum es bei den Beratungen ging.
„Das
erste Thema ist immer, wenn sich zwei Regenten treffen, wie viele hast du denn im
Haus, also die Frage nach der Statistik, nach der zahlenmäßigen Entwicklung. Seit
drei Jahren ist der Abwärtstrend gestoppt und zum Stillstand gekommen und die Zahlen
steigen leicht an. Und trotzdem ist die kleine Zahl, die wir haben, ein ständiges
Thema. Es ändert sich die Landschaft udn man kooperiert. Da ist schon vieles passiert,
einige Diözesen machen zusammen einen Pastoralkurs, andere machen zusammen die propädeutische
Phase: Das wird im Moment immer mehr ausgebaut – da sind wir zurzeit dran.“
Immer
mehr Diözesen führen ein so genanntes „propädeutisches Jahr“ ein – eine Art „Vorbereitungsjahr“
vor dem eigentlichen Studium. Baur hält viel von dieser Neuerung…
„Es ist
einfach eine gute Sache, wenn man schaut, was wollen wir, dass am Ende der Ausbildung
rauskommt: Der Priester als geistlicher Mensch und als zugewandter Seelsorger: Das
sind Fähigkeiten, die man auch entwickeln soll und muss. Wann geht das während des
Studiums? Nur am Abend oder am Wochenende – ständig drücken auch Prüfungen... Daher
lohnt es sich auch eine Zeit vorzusehen, die frei ist für diese Dinge, die wertgeschätzt
werden müssen und die ihren Raum haben sollen.“
Lange war es ruhig geworden
um den Pflichtzölibat, durch ein Interview des neuen Vorsitzenden der Bischofskonferenz,
Erzbischof Zollitsch war die Debatte wieder aufgeflammt. Wie wird das in den Priesterseminaren
wahrgenommen, fragten wir Regens Baur:
„Diese aktuelle Debatte ist von allen
Medien so hochgespielt worden. Das ist nicht die Weise, wie wir über den Zölibat reden.
Das ist natürlich bei uns in den Häusern ständig dran, denn es ist die Phase, in der
die Leute sich entscheiden müssen für ihre Lebensform; in der jeder junge Mann überlegen
muss, was will ich, was macht mich glücklich, was möchte ich anfangen mit meinem Leben.
Natürlich wird er als Priesteramtskandidat von seinen Mitstudenten und von seiner
Familie und Schulfreunden am laufenden Band gefragt: ‚Hast du dir das wirklich genau
überlegt, macht dich das glücklich?’ Insofern ist diese Frage bei uns ständig präsent.
Das ist als erstes eine Sache des ganz Höchstpersönlichen und auch Intimen. Das hat
seinen Platz im Forum Internum im Gespräch mit dem Spiritual.“
Aber – auch
Mentalitäten hätten sich geändert. Das bleibt nicht ohne Folgen für die Priesterausbildung.
„Die
größte Herausforderung sehe ich im Aufbau eine langfristigen Verbindlichkeit in einer
Identität, die mit Gelassenheit gepaart ist, dass ich weiß, wer ich bin als Priester.
Da kann ich nicht alles sein wollen – und das sind ja die Angebote der Gesellschaft
rundherum: Wo man alles dabei sein könnte und sollte... Diese Ruhe und Gelassenheit
aus der Quelle, dass ich meinen Auftrag haben, dass ich meine Sendung habe, dass ich
meine Weihe habe, da dann in Frieden und Beständigkeit auch in Leistungsbereitschaft
und –freude den Dienst des Priesters zu tun: Das ist schwer wegen der vielen Alternativen
und der Hektik udn der ständig neuen Moden, die sich einem anbieten.“
Unsere
letzte Frage an den Münchner Regens: Warum lohnt es sich heute, Priester zu werden:
„Der
Priesterberuf ist großartig. Wir haben einen wunderbaren Partner, nämlich den Herrn
selbst: Man macht es nie alleine. Und wir kriegen so viel Vertrauensvorschuss von
den Gläubigen, so sehr das Gefühl, dass wir erwartet und gebraucht werden, das merken
wir schon im Priesterseminar. Einige Diözesen haben ein Jahr der Berufung veranstaltet.
In München hatten wir das auch, die Kandidaten sind in den Pfarreien gewesen, haben
sich vorgestellt und von ihrer Berufung erzählt und sind immer wieder begeistert zurückgekommen,
weil es soviel Zuspruch von den Leuten gab. Da sind wir schon sehr getragen, das verpflichtet
uns auch gute Arbeit zu leisten, so gut wir es eben können, und das ist was Schönes!“