Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone zieht nach seiner sechstägigen Reise nach
Kuba eine positive Bilanz. Positiv waren für ihn nicht nur die Begegnung mit der Kirche
auf Kuba, sondern auch die Treffen mit den zivilen Autoritäten des Landes. Bertone
sagte Kuba Hilfe bei der Überwindung der schweren Wirtschaftskrise zu, wie der Kardinalstaatssekretär
im Gespräch mit Radio Vatikan betonte.
„Das Embargo der USA wie auch die
Sanktionen seitens der Europäischen Union sind sehr starke Maßnahmen, unter denen
die Bevölkerung außerordentlich leidet. Bestraft werden die Familien, die Kinder und
Jugendlichen. Ich habe zugesichert, dass der Heilige Stuhl sich dafür einsetzen wird,
dass diese Sanktionen gemildert, wenn nicht aufgehoben werden. Das muss natürlich
auf Kuba eine Entwicklung hin zu mehr Freiheit nach sich ziehen, hin zu einer größeren
Anerkennung der Personenrechte, der sozialen wie politischen und wirtschaftlichen
Rechte.“
Am Montag war Bertone mit dem neuen Präsidenten Raul Castro zusammengetroffen.
Dieser sei „ein sehr realistischer Mann“, so Bertone nach der ersten Begegnung mit
dem Neugewählten. 55 Minuten dauerte das Vier-Augen-Gespräch über „konkrete Probleme“.
„Raul Castro ist bereit, über alles zu sprechen. Ihm liegt daran, die Werte
und Ideale zu erhalten. Kuba hatte die großen Ideale der Revolution, die jetzt am
Untergehen sind. Kuba befindet sich in einer Übergangsphase. Natürlich habe ich mit
dem Präsidenten auch über das Problem der Gefangenen – nicht nur der politischen Häftlinge
– gesprochen, und über die Gefangenpastoral. Ich habe ihm auch eine Liste mit Namen
von Häftlingen übergeben, über die man aus humanitären Gründen nachdenken sollte.
Sowohl die Souveränität des Staates als auch die Rechte der einzelnen Personen sollten
gewahrt bleiben. Als katholische Kirche haben wir um mehr Möglichkeiten für die Seelsorge
an den Häftlingen gebeten.“
„Ich möchte in diesen Tagen einen neuen Impuls
im Weg der Beziehungen zwischen Kirche und kubanischen Autoritäten sehen“, sagte Bertone
am Mittwoch zum Abschied in Havanna. Diese Beziehungen würden zwar immer eine Herausforderung
bleiben, aber gleichzeitig voller Gelegenheiten, das Wohl der Kubaner voranzubringen.
Ausdrücklich bedankte sich der Kardinalstaatssekretär bei Raul Castro, dem er Erfolg
für seine neue Aufgabe im Dienst seines Landes wünschte. Er sei sich darüber im klaren,
dass das Land sich in einem besonderen Moment seiner Geschichte befinde. (rv 28.02.2008
bp/gs)