2008-02-28 18:51:24

Kuba/Vatikan: Positive Reisebilanz für Kirche und Politik


RealAudioMP3 Die Bilanz ist ohne Zweifel positiv. Das sagt Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone nach seiner Rückkehr aus Kuba. Positiv – sowohl was die Begegnung mit der Kirche auf Kuba angeht, als auch die Begegnung mit den zivilen Autoritäten des Landes. Bertone war während seiner sechstägigen Reise unter anderem mit dem neuen Präsidenten Raúl Castro zusammengetroffen.

Die Kirche in dem kommunistischen Staat sei lebendig, erklärte Bertone am Donnerstag Nachmittag gegenüber Radio Vatikan. „Trotz gewisser Schwierigkeiten und Behinderungen engagiert sie sich sehr im sozialen Bereich. Über das spirituelle Zeugnis des Gebets hinaus widmet sie sich den Armen, den Bedürftigen und den jungen Menschen.“
Bertone spricht von Möglichkeiten der Zusammenarbeit zwischen Kirche und Staat, von Vertrauen und von der Eröffnung neuer Räume für das Wirken der Kirche, vor allem auch im Bereich der Bildung und der Medien.
Die wichtigste Botschaft Bertones war es, Nähe zum Volk zu zeigen. Die Kirche im Land solle es ihm gleich tun und auf die Sorgen und Bedürfnisse der Menschen hören. „Das Volk hat viel gelitten, auch unter den internationalen Sanktionen und hält dennoch große Ideale hoch, das ist vor allem bei den Jugendlichen zu bemerken. Sie wollen ihre Identität zeigen, und die ist gerade unter den Jugendlichen zu einem Großteil gut katholisch.“
Vertrauen in die Zukunft sollen die Kubaner laut Bertone haben, „denn zusammen kann man an einer ganzheitlichen Entwicklung des Landes arbeiten. Die Eintracht zwischen Staat und Kirche im Hinblick auf Erziehung und Werte, damit diese Gesellschaft keine leere, wertelose Gesellschaft ist, scheint mir eine gute Grundlage und ein fruchtbringender Weg zu sein.“

Der Kardinalstaatssekretär sagte Kuba Hilfe zu, die schwere Wirtschaftskrise zu überwinden. Das Wirtschaftsembargo der Vereinigten Staaten etwa sei unmenschlich und ethisch nicht tragbar.
„Das Embargo der USA wie auch die Sanktionen seitens der Europäischen Union sind sehr starke Maßnahmen, unter der die Bevölkerung außerordentlich leidet. Bestraft werden die Familien, die Kinder und Jugendlichen. Ich habe zugesichert, dass der Heilige Stuhl sich dafür einsetzen wird, dass diese Sanktionen gemildert, wenn nicht aufgehoben werden. Das muss natürlich auf Kuba eine Entwicklung hin zu mehr Freiheit nach sich ziehen, hin zu einer größeren Anerkennung der Personenrechte, der sozialen wie politischen und wirtschaftlichen Rechte.“
Kuba schickt sich an, die entsprechenden UNO-Konventionen zu unterzeichnen, das seien „vielversprechende Schritte“, bemerkt der zweite Mann des Vatikans. Einseitigkeit helfe nicht weiter: „Wie Johannes Paul II. gesagt hat, darf man nicht nur erwarten, dass Kuba sich der Welt öffnet und von außen aufgesetzte Kriterien akzeptiert. Auch die Welt muss sich Kuba öffnen.“
Der neue Staatschef, Fidel Castros Bruder Raul, sei ein sehr realistischer Mann, so Bertone nach der ersten Begegnung mit dem neuen Staatschef. 55 Minuten dauerte das Vier-Augen-Gespräch über „konkrete Probleme“. „Raul Castro ist bereit, über alles zu sprechen. Ihm liegt daran, die Werte und Ideale zu erhalten. Kuba hatte die großen Ideale der Revolution, die jetzt am Untergehen sind. Kuba befindet sich in einer Übergangsphase. Natürlich habe ich mit dem Präsidenten auch über das Problem der Gefangenen – nicht nur der politischen Häftlinge – gesprochen und über die Gefangenpastoral. Ich habe ihm auch eine Liste mit Namen von Häftlingen übergeben, über die man aus humanitären Gründen nachdenken sollte. Sowohl die Souveränität des Staates als auch die Rechte der einzelnen Personen sollten gewahrt bleiben. Als katholische Kirche haben wir um mehr Möglichkeiten für die Seelsorge an den Häftlingen gebeten.“
Die kubanischen Bischöfe hatten bei ihrer Vollversammlung am Montag ein „Vertrauensvotum“ verabschiedet und den Präsidenten aufgefordert, immer das Wohl des Volkes im Blick zu haben.
Den Besuch des Kardinalstaatssekretärs im Land verfolgten die Brüder Castro gemeinsam via Radio und Fernsehen. Raul habe ihm das selbst gesagt, so Bertone. Nach jeder Predigt oder Ansprache hätten sie ihre Ansichten ausgetauscht. Das zeige zumindest Interesse an der Kirche und ihrem Engagement, kommentiert Bertone. Für seine innerkubanischen Reisen habe man ihm außerdem die Präsidentenmaschine zur Verfügung gestellt.
(rv 28.02.2008 bp)








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