Die Christen der irakischen
Stadt und Provinz Kirkuk haben sich zu einem überkonfessionellen Rat zusammengeschlossen,
um die Interessen ihrer Glaubensgemeinschaft besser vertreten zu können. Das meldet
an diesem Dienstag die Gesellschaft für bedrohte Völker. Eine der zentralen Aufgaben
des Rates ist die Unterstützung der christlichen Flüchtlinge aus anderen Regionen
des Irak. Der Nordwesten des Iraks – das so genannte Kurdistan – wird immer mehr
zum Zufluchtsort für Christen aus anderen Teilen des Landes. Das sagt auch Renato
Sacco von Pax-Christi Italien, der in den vergangenen Tagen mit einer französischen
Delegation das Zweistromland besucht hat.
„Es mag unglaublich klingen, aber
dieses Gebiet ist für Christen zur sichersten Zone im Irak geworden. Man muss auch
hinzufügen, dass die Stadt Kirkuk auf immensen Ölfeldern liegt. Die Kurden möchten
nun diese Stadt ihrer autonomen Region einverleiben, doch die Türkei stemmt sich dagegen,
weil sie fürchtet, dass die Kurden – auch in der Türkei – zu mächtig werden. Daher
befürchte ich, dass sich die aktuelle Lage ändern wird und die Christen mehr und mehr
davon betroffen sind.“
Die Region Kirkuk gehört nicht zu Kurdistan – liegt
aber in der Nähe des Autonomiegebiets. Die Türkei hatte dort in den vergangenen Tagen
eine militärische Offensive gestartet. Die Christen wollen politisch neutral bleiben,
sagt der Pax-Christi-Vertreter.
„Die Christen sind eine Minderheit in Kurdistan,
und sie sind zum Spielball verschiedener Protagonisten geworden. Man sagt auch, dass
die Kurden um die Gunst der Christen werben, um dann mit christlicher Hilfe eine größere
Autonomie zu erlangen. Ich möchte betonen, dass sich die katholische Kirche von diesen
politischen Spielen fernhält. Die Kirche möchte sich für das Gemeinwohl einsetzen
und sich nicht an politisch-ökonomischen Auseinandersetzungen beteiligen.“
Vor
Terror und Gewalt sind Millionen von Menschen aus dem Irak auf der Flucht. Viele von
ihnen gehören zu nicht-islamischen Minderheiten; besonders hoch ist der Anteil der
chaldäischen Christen. Kulturell fühlen sich diese Flüchtlinge in den Kurdengebieten
des Nordens nicht zu Hause; darum versuchen sie in der Regel die Flucht ins arabisch-sprachige
Ausland, nach Syrien etwa oder nach Jordanien. Beobachter sind besorgt, dass die Christen
im Nordirak von den Kurden politisch instrumentalisiert werden; außerdem bestehen
auch für den kurdischen Norden erhebliche Sicherheitsbedenken. (rv 26.02.2008 mg)