2008-02-26 12:57:03

Irak: Gefährdet die türkische Offensive Christen?


RealAudioMP3 Die Christen der irakischen Stadt und Provinz Kirkuk haben sich zu einem überkonfessionellen Rat zusammengeschlossen, um die Interessen ihrer Glaubensgemeinschaft besser vertreten zu können. Das meldet an diesem Dienstag die Gesellschaft für bedrohte Völker. Eine der zentralen Aufgaben des Rates ist die Unterstützung der christlichen Flüchtlinge aus anderen Regionen des Irak.
Der Nordwesten des Iraks – das so genannte Kurdistan – wird immer mehr zum Zufluchtsort für Christen aus anderen Teilen des Landes. Das sagt auch Renato Sacco von Pax-Christi Italien, der in den vergangenen Tagen mit einer französischen Delegation das Zweistromland besucht hat.

„Es mag unglaublich klingen, aber dieses Gebiet ist für Christen zur sichersten Zone im Irak geworden. Man muss auch hinzufügen, dass die Stadt Kirkuk auf immensen Ölfeldern liegt. Die Kurden möchten nun diese Stadt ihrer autonomen Region einverleiben, doch die Türkei stemmt sich dagegen, weil sie fürchtet, dass die Kurden – auch in der Türkei – zu mächtig werden. Daher befürchte ich, dass sich die aktuelle Lage ändern wird und die Christen mehr und mehr davon betroffen sind.“

Die Region Kirkuk gehört nicht zu Kurdistan – liegt aber in der Nähe des Autonomiegebiets. Die Türkei hatte dort in den vergangenen Tagen eine militärische Offensive gestartet. Die Christen wollen politisch neutral bleiben, sagt der Pax-Christi-Vertreter.

„Die Christen sind eine Minderheit in Kurdistan, und sie sind zum Spielball verschiedener Protagonisten geworden. Man sagt auch, dass die Kurden um die Gunst der Christen werben, um dann mit christlicher Hilfe eine größere Autonomie zu erlangen. Ich möchte betonen, dass sich die katholische Kirche von diesen politischen Spielen fernhält. Die Kirche möchte sich für das Gemeinwohl einsetzen und sich nicht an politisch-ökonomischen Auseinandersetzungen beteiligen.“

Vor Terror und Gewalt sind Millionen von Menschen aus dem Irak auf der Flucht. Viele von ihnen gehören zu nicht-islamischen Minderheiten; besonders hoch ist der Anteil der chaldäischen Christen. Kulturell fühlen sich diese Flüchtlinge in den Kurdengebieten des Nordens nicht zu Hause; darum versuchen sie in der Regel die Flucht ins arabisch-sprachige Ausland, nach Syrien etwa oder nach Jordanien. Beobachter sind besorgt, dass die Christen im Nordirak von den Kurden politisch instrumentalisiert werden; außerdem bestehen auch für den kurdischen Norden erhebliche Sicherheitsbedenken.
(rv 26.02.2008 mg)








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