Die evangelische Bischöfin Margot Käßmann ist „schockiert” vom Scharia-Vorstoß des
anglikanischen Primas. Rowan Williams hatte kürzlich laut darüber nachgedacht, ob
man nicht zur besseren Integration von Moslems in Großbritannien Teile des islamischen
Rechts zulassen sollte. Doch gerade im Familienrecht, an das das geistliche Oberhaupt
der anglikanischen Kirche von England denke, habe das fatale Folgen für die Unversehrtheit
der Freiheit von Frauen, die in westlichen Demokratien bitter erkämpft worden se,
meint die hannoversche Landesbischöfin. Leider gebe es auch in Deutschland solche
Ideen, sagte sie vor der hannoverschen Landessynode. Nach Käßmanns Worten müssen die
Kirchen wachsam sein, damit die Gleichheit von Mann und Frau sowie die Menschenwürde
nicht unter dem Deckmantel kultureller Gewohnheiten in Frage gestellt werden. Die
Bischöfin wandte sich auch gegen eine verbrauchende Forschung an embryonalen Stammzellen.
In einem Embryo sei ein Mensch vollständig angelegt. Man dürfe ihn nicht zum Mittel
zum Zweck degradieren. Außerdem seien die Heilungsversprechen, die mit dieser Forschung
einhergingen, bisher nicht eingelöst worden. Käßmann äußerte die Befürchtung, „dass
Druck in Sachen ‚Forschungsstandort Deutschland’ ethische Bedenken an die Seite drängen“.