Der Libanon scheint
nicht zur Ruhe zu kommen. Seit dem Ende der Amtszeit von Präsident Emile Lahoud im
vergangenen November besteht dort ein Machtvakuum. Die Wahl des neuen Präsidenten
durch das Parlament wurde bereits 14mal verschoben; und in der letzen Woche eskalierte
einmal mehr die Gewalt durch Terroranschläge. Der libanesische Außenminister Tareq
Mitri, ein orthodoxer Christ, spricht von einer komplizierten und undurchsichtigen
Lage. Er befürchte, dass immer mehr Christen angesichts der gefährlichen Situation
im Libanon das Land verlassen – so Mitri bei einer Konferenz der geistlichen Gemeinschaft
Sant´Egidio in Rom:
„Die Christen im Libanon müssen gemeinschaftliche Solidarität
fordern; sie müssen sich für die Unabhängigkeit und Souveränität des Libanon einsetzen;
für das Recht für alle Libanesen auf Freiheit, für den Schutz der Demokratie und dafür,
dass das Land kein Platz für die Kriege anderer Länder ist. Ich denke, das sind die
großen Aufgaben vor denen wir stehen. Es handelt sich aber nicht nur um große Aufgaben
der Christen, sondern dazu sind ebenso auch die Muslime aufgerufen.“
Die
Geschichte der Christen im Libanon zeuge von ihrem langen Atem. Daher könnten gerade
sie ein Zeichen gegen die wachsende Resignation setzen. Laut Mitri besitzen sie noch
die feinsten Antennen für den Wunsch nach mehr Demokratie; ein Wunsch, der auch in
islamischen Gesellschaften vorhanden sei.
„Der Libanon ist ein einzigartiger
Ort für die Christen in der Region. Seine Entstehung und Entwicklung ist gekennzeichnet
vom christlichen Beitrag. Und dieser darf nicht durch den demographischen Rückgang
der christlichen Bevölkerung im Libanon verloren gehen.“
Die christliche
Frage müsse zu einer christlich-islamischen Frage werden, indem man die Sorge mit
den anderen teile. Die eigentliche Kluft verläuft nach Meinung des libanesischen Außenministers
jedoch nicht zwischen Christen und Moslems, sondern zwischen den verschiedenen islamischen
Gruppen. Für die Christen sei es aber wichtig, nicht nur überleben zu wollen, sondern
ein lebendiges christliches Zeugnis zu geben. (rv 23.02.2008 cm)