In Italien ist die
Frage der Abtreibung unversehens zum Wahlkampfthema geworden. Die Vorlage lieferte
der prominente konservative Journalist Giuliano Ferrara, der mit einer Anti-Abtreibungs-Liste
ins Rennen um das Amt des römischen Bürgermeisters gezogen war – wenngleich er seine
Chancen wegen seiner kompromisslosen Haltung bereits verspielt hat. Auf nationaler
Ebene erhielt Ferrara zunächst Unterstützung von Silvio Berlusconi, dem aussichtsreichsten
Kandidaten auf das Amt des nächsten italienischen Regierungschefs. Berlusconi tritt
allerdings nun doch für eine Beibehaltung des italienischen Abtreibungsgesetzes ein,
das den Schwangerschaftsabbruch bis zur 24. Woche straffrei stellt. Der italienische
Kurienbischof Elio Sgreccia, Präsident der Päpstlichen Akademie für das Leben, begrüßt
die wachsende öffentliche Sensibilität für das Thema Lebensschutz.
„Wir
haben es hier mit einem erwünschten, aber leider immer noch ungenügenden Erwachen
der Wertschätzung für das Leben in seiner frühesten Phase zu tun. Das hat freilich
auch rationale und soziale Gründe: Einige Länder Europas, ganz besonders Italien,
befinden sich in einer Phase des Selbst-Genozids. Ohne Einwanderung hätte das alles,
wie wir wissen, noch schlimmere Auswirkungen, etwa auf die Pensionen oder die Produktivität.
Dies hat einige Verantwortliche wieder zu Verstand kommen lassen, wenngleich sie rein
demografische Aspekte im Blick haben. Sie wenden sich nun einer Politik zu, die versucht,
Geburten zu begünstigen und Abtreibungen einzudämmen – im Gegensatz zur Politik der
vergangenen Jahrzehnte.“
Abtreibung ist in erster Linie ein politisches
Problem, betont Bischof Sgreccia.
„Der Verlust menschlicher Leben ist keine
Frage des privaten Gewissens, der freien Wahl, der Innerlichkeit, so wie man entscheidet,
ob man sonntags zur Messe geht oder nicht. Das menschliche Leben ist ein Reichtum,
eine quelle sozialen Lebens, ja es steht am Ursprung der Gesellschaft selbst. Wir
müssen demokratisch darüber nachdenken, diskutieren und überzeugen, dass Frauen und
Familien in Schwierigkeiten geholfen werden muss. Es bringt nichts, Lebensschutz aus
einer Lesart der Bestrafung heraus zu betrachten oder unter dem Gesichtspunkt der
Macht des Strafrechts. Stattdessen brauchen wir mehr Nachdenken über das Gut des Lebens,
das Quelle des Friedens in einer Gesellschaft ist.“