Der Vatikan ruft dazu auf, obdachlosen Männern und Frauen mehr Respekt entgegenzubringen.
„Menschen ohne festen Wohnsitz müssen als Träger von Rechten betrachtet werden und
nicht nur wie ein Katalog von Bedürfnissen, die es zu befriedigen gilt“, heißt es
in einem Dokument des Päpstlichen Rates der Seelsorge für die Migranten und Menschen
unterwegs, das an diesem Dienstag veröffentlicht wurde. Im Umgang mit Obdachlosen
gibt das Papier auch ausdrückliche „Empfehlungen“ für die Gesellschaft, die Kirche,
die Bischofskonferenzen und Diözesen sowie für den Migrantenrat selbst.
Wenn
man über Menschen ohne festen Wohnsitz spricht, sollte man „eine neue und respektvolle
Sprache entwickeln“, empfiehlt der päpstliche Migrantenrat. Ausdrücklich warnt er
vor einer Abqualifizierung der Obdachlosen. „Ohne die Person zu beurteilen“, sollten
Hilfsdienste die akute Linderung der Not und langfristige Lösungen im Auge haben.
Die kirchlichen Einrichtungen ermuntert der Migrantenrat zu mehr Zusammenarbeit mit
anderen – christlichen oder nichtkonfessionellen - Organisationen, die sich ebenfalls
um Obdachlose kümmern. Das „Arbeiten im Alleingang und in Konkurrenz“ müsse ein Ende
finden. Besonders hebt das Papier hier ökumenische Initiativen hervor. Der Migrantenrat
will eine Liste von Organisationen erstellen, die mit Obdachlosen arbeiten. Die
Diözesen sollten ihrerseits den Menschen ohne festen Wohnsitz unbenutzte kirchliche
Gebäude als preiswerte Wohnungen oder Heime zur Verfügung stellen. In der Ausbildung
von Ordensleuten und angehenden Priestern sollte die Seelsorge an Armen und Ausgeschlossenen
eine Rolle spielen. Den Bischöfen rät das Vatikan-Dokument, sich um die Einrichtung
von Obdachlosen-Fonds zu kümmern. Selbst in die Liturgie solle die Sorge um die Armen
mehr einfließen, wünscht sich der Migrantenrat, und zwar „durch liturgische Zeichen,
welche die zentrale Stellung der Armen im Herzen Gottes hervorheben“. Auch Homilien
und Katechese sollten der Lage der Obdachlosen mehr Aufmerksamkeit als bisher widmen.
Das neue vatikanische Papier ist das Schlussdokument des Ersten Internationalen
Treffens für Obdachlosenseelsorge, den der Päpstliche Migrantenrat im November 2007
veranstaltet hat. In Zukunft werden mehr Kongresse dieser Art stattfinden, um auf
die missliche Lage von Menschen ohne festen Wohnsitz aufmerksam zu machen, kündigte
der Rat an. (rv 18.02.2008 gs)