Der Ökumenische Rat der Kirchen (ÖRK) in Genf sucht einen neuen Generalsekretär. Der
jetzige Amtsinhaber, der Kenianer Samuel Kobia, hat am Montag überraschend auf eine
zweite Amtszeit verzichtet. Wir haben mit Dr. Johannes Ehmann gesprochen. Er ist Ökumene-Referent
beim konfessionskundlichen Institut der EKD in Bensheim.
„Ich persönlich
war überrascht wie wir alle im Institut. Wir haben von Kobia etliches zu erwarten
gehabt, er wollte ein Buch schreiben mit neuen Visionen zur Ökumene weltweit. Nun
hat er auf eine weitere Amtszeit verzichtet: Ohne dass wir uns an Spekulationen beteiligen
wollen, ist offenbar eine der Gründe ein Doktortitel, den Kobia abgeben musste.“
In
der offiziellen Stellungnahme ist von persönlichen Gründen Kobias die Rede. Immer
wieder war aber auch Kritik an der Amtsführung laut geworden. Der evangelische Bischof
von Kassel, Martin Hein, hatte in einem epd-Interview bemängelt, dass der ÖRK es nicht
verstanden habe, Visionen und Zukunftsperspektiven zu vermitteln. Außerdem reise Kobia
zu viel und sei zu wenig in der Genfer Zentrale präsent. Die Suche nach einem Nachfolger
wird sicher einige Monate dauern – die Gremien müssten sich nun auf ein Anforderungsprofil
einigen:
„Ein Nachfolger muss ein Kommunikator sein und er muss Ost und
West und noch viel stärker Nord und Süd verbinden. Es wird vielleicht sogar so sein,
dass weniger die konfessionellen Fragen wie Protestantismus oder Katholizismus die
erste Rolle spielen, sondern die Frage, wieweit den nördlichen Kirchen die Sorgen
der südlichen Kirchen ins Stammbuch geschrieben werden können und umgekehrt. Es geht
um die „Eine Welt“ und die Frage, die Probleme der Einen Welt auch allen Kirchen deutlich
zu machen. Das ist die Hauptaufgabe.“
Die Arbeit des Weltkirchenrates sei
daher immer auch eine politische Arbeit gewesen. Für die Zukunft wünscht sich Ehmann:
„Dass
der Rat an Relevanz gewinnt, dass er an Interesse gewinnt auch in der so genannten
Ökumene vor Ort. Dass man weiß, es gibt diesen Weltkirchenrat, der zwar so aussieht
wie eine kirchliche UNO, aber doch auch anderes möchte, nämlich Menschen zusammenführen
unter dem Namen Jesu Christi.“