Die türkische Bischofskonferenz will Ministerpräsident Recep Tyyip Erdogan offiziell
darum bitten, den Bau eines christlichen Pilgerzentrums im südtürkischen Tarsus zu
unterstützen, dem Geburtsort des Apostels Paulus. Ein von allen sieben Bischöfen des
Landes unterzeichneter Brief werde „in den nächsten Tagen“ versandt, sagte der Vorsitzende
der Bischofskonferenz, der Italiener Luigi Pardovese, dem Kölner Stadt-Anzeiger. Erdogan
hatte am 10. Februar bei einem Besuch in Köln gesagt, sobald die Kirche mit diesem
Wunsch auf ihn zukomme, werde er sich dafür aussprechen – „auch gegen meine Opposition“.
Anlass für das Projekt ist das von Papst Benedikt XVI. ausgerufene Paulus-Jahr, das
Ende Juni startet. Laut Pardovese wäre der katholischen Kirche der Neubau eines Pilgerzentrums
in Tarsus am liebsten. Denkbar sei aber auch, die dort seit Jahrzehnten als Museum
genutzte Kirche einzubeziehen: „Das ist besser als nichts.“ Allerdings sei das Gebäude
für den zu erwartenden Pilgeransturm zu klein. Außerdem dürften nach den jetzigen
Bestimmungen Kreuze und Ikonen nur während der Gottesdienste aufgestellt werden. In
der Türkei werden Christen nach wie vor massiv diskriminiert. So erhalten sie keine
Genehmigung zum Bau von Kirchen. In der jüngsten Vergangenheit war es wiederholt zu
Mordanschlägen von radikal-islamischen Nationalisten auf Christen gekommen. In der
Türkei leben rund 100.000 Christen. 99 Prozent der rund 70 Millionen Einwohner sind
Muslime.