„Wir haben
die Polarisierung sehr bedauert…. Die Ehe ist die Grundvoraussetzung… eine Familienpolitik
der Verlässlichkeit… Wir sind nicht blauäugig.“ Den Schutz der Familie und
wirksame politische Maßnahmen dafür haben die deutschen Bischöfe gefordert. Einen
ganzen Tag widmeten sie bei ihrer Frühjahrsvollversammlung jetzt diesem Thema. Eingeladen
waren Wissenschaftler, Politiker und Fachmänner und –frauen aus den Verbänden. „Der
Konsens zwischen Bischöfen und Laien ist in der Familie ja sehr groß“, sagt der
Generalsekretär beim Zentralkomitee der deutschen Katholiken, Stefan Vesper. „Wir
wissen um die Bedeutung der Familie. Uns ist gemeinsam sehr wichtig, dass die Ehe
als stabile Partnerschaft und Voraussetzung einer guten Familie gewürdigt wird.“ Kardinal
Karl Lehmann mahnt: „Die Gesellschaft scheint nur zögernd dazu bereit, den Bedürfnissen
von Familien angemessen gerecht zu werden. Wachsende familiäre Belastungen sind die
Folge.“ Die Kindergelderhöhung muss kommen, da sind sich alle einig. Familienbundsvorsitzende
Elisabeth Bussmann präzisiert: Der nächste Existenzminimumbericht wird es zeigen.
„Nach den erwarteten Berechnungen kann man jetzt schon sagen, dass das Kindergeld
dringend erhöht werden muss; nicht nur für das erste Kind, sondern gerade auch für
die Mehrkindfamilien.“ Vesper ergänzt: Die Politik darf sich nicht hinter dem
Kindergeld verstecken. „Gleichzeitig sollen aber die bestehenden Beschlüsse auch
umgesetzt werden, das heißt auch ein Ausbau der Betreuungsangebote für kleine Kinder.“ Bei
dem Thema kam es zwischen Kirchenvertretern und Politikern in den vergangenen Monaten
fast zum Schlagabtausch. Vesper: „Ich habe schon oft dafür plädiert, dass wir in
der Familienpolitik ruhiger und sachlicher miteinander sprechen sollen und nicht böses
einander unterstellen sollen.“ Lehmann: „Wir haben diese Polarisierung sehr
bedauert…“ Familien brauchen Unterstützung, auch die Kirche darf sich nicht auf
die inneren „Selbstheilungsprozesse“ verlassen. „Wir sind nicht blauäuig.“ Familien
brauchen eine echte Wahlfreiheit und Deutschland damit auch mehr Betreuungsangebote,
doch: „Wir haben auch etwas Sorge, dass bei diesen Diskussionen das ganz substantielle
Elternrecht unterlaufen werden könnte.“ Im Verhältnis von Staat und Familie zeige
sich eine zunehmende Bereitschaft zur Einmischung in das Familienleben, heißt es im
Abschlussbericht zum Bischofstreffen. Der gelte es im Sinn der elterlichen Selbstverantwortung
Grenzen aufzuzeigen. „Insofern haben wir schon Sorge, dass da auch die berühmte
Lufthoheit über die Kinderbetten etwas dominieren könnte…Da möchten wir uns jetzt
nicht einfach auf ein Lager schlagen lassen, sondern glauben, dass hier die Vereinbarung
der Eltern eine wichtige Rolle spielt.“ Vorsicht ja, Angriff nein. Vesper vom
Zentralkomitee: „Eine Politik, die ausreichend Kinderbetreuungsmöglichkeiten einrichten
will, sollte man nicht angreifen und sagen, sie wolle die Kinder aus der Familie entfernen.
Das ist überhaupt nicht der Fall.“ Nächste politische Frage: Das Ehegattensplitting.
Auch hier Einigkeit. Vesper: „Wir sind der Meinung, das Ehegattensplitting ist
sehr wichtig und darf nicht auf Kosten eines Familiensplittings geschwächt werden.“
„Weil das Ehegattensplitting auch die Institution Ehe als solche schätzt und anerkennt“,
begründet Lehmann. „Die Nachdenklichkeit in der Bewertung ist da, aber das ist
noch nicht das Ende der Fahnenstange.“ Warum dieser Studientag, gehörten Ehe
und Familie doch immer zum Basiswissen der katholischen Kirche: Um zu zeigen, so Familienbundsvorsitzende
Elisabeth Bussman, „wie wichtig es ist, auf allen Ebenen sich einzumischen, um
werteorientiert zum Themenbereich Ehe und Gesellschaft Stellung zu beziehen“. Auch
die deutsche Familienpolitik dürfe nicht nur Einzelinstrumente behandeln, sondern
müsse ein Leitbild von Ehe und Familie vertreten. (rv 15.02.2008 bp)