„Die wichtigste
Personalie sitzt neben mir. Das ist der neue Vorsitzende.“ Erstmals saßen bei
der Abschlusspressekonferenz einer Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz
zwei Vorsitzende nebeneinander – Kardinal Karl Lehmann im Kardinalsornat und neben
ihm der neu gewählte Freiburger Erzbischof Robert Zollitsch. Diese Wahl stand im Mittelpunkt
und sorgte für ein bisher nicht einmal bei den Debatten zur Schwangerenkonfliktberatung
gekanntes Medieninteresse an diesem Frühjahrstreffen der deutschen Oberhirten: „Wir
hatten, obwohl so eine Entscheidung nicht leicht ist, eine sehr friedliche Atmosphäre
und eine heitere Vollversammlung, so wie ich mir das gewünscht habe.“ Nur eineinhalb
Stunden hatte das Konklave um den Vorsitz gedauert, die Bischöfe der 27 Bistümer sprachen
von einer klaren Wahl, betonten den Wunsch nach Kontinuität und einer der Münchner
Weihbischöfe bescheinigte dem neuen Erzbischof Marx jetzt schon den Vorsitz – nach
Ende der sechsjährigen Amtszeit des heute 69-jährigen Zollitsch. Die Bischöfe genossen
die Wintersonne in Würzburg und machten aus dem ersten Stock des Exerzitienhauses
Himmelspforten Fotos von ihren Mitbrüdern im Mikrofon- und Kamerawald. Viel gehört:
Der Appell Zollitschs, in der Gesellschaft präsent sein. Warum er das so betont: „Ich
wandte mich gegen alle Versuche innerhalb der Kirche, sich in eine heile Welt zurückzuziehen.
Ich habe manche Stimmen gehört, die sagten: Macht euch nicht die Hände schmutzig.
Doch es ist leicht, eine heile Welt im Kleinen zu konstruieren, die aber nicht dem
missionarischen Auftrag unserer Kirche entspräche.“ Danach ging alles seinen
gewohnten Gang: Studientag, Aufruf zur Solidarität mit den Christen im Heiligen Land,
Erfahrungsaustausch – ohne einen gestiegenen Bedarf festzustellen – zum Thema Messfeier
im außerordentlichen Ritus, Informationen zum anstehenden Katholikentag, Beratungen
über die künftige Präsenz im digitalen Fernsehen – ohne Beschlussfassung. Und dann
eben der abschließende Pressebericht: Kardinal Lehmann gibt zum 18. Februar sein Amt
ab. „Ich trete gerne in das Glied zurück, auch wenn es bisher noch keinen Ruhestandsvorsitzenden
in der Reihe der Bischofskonferenz gab.“ Der Nachfolger Robert Zollitsch wurde
in der italienischen Tageszeitung „La Stampa“ als „ultraprogressiv“ eingestuft. Die
Herren erstaunt das… „Ich halte mich im guten Sinn für konservativ, aber ich
bin offen für den Weg nach vorne. Dann hieße es ja wahrscheinlich auch, dass bislang
Kardinal Lehmann zu den superprogressiven gehörte…“ (rv 15.02.2008 bp)