2008-02-12 13:36:11

Zollitsch: „Ich mußte nach Luft ringen“


RealAudioMP3 Der Freiburger Erzbischof Robert Zollitsch ist der neue Mann an der Spitze der Deutschen Bischofskonferenz. Im dritten Wahlgang wählten ihn die deutschen Bischöfe an diesem Dienstag zu ihrem Vorsitzenden.
 
„Ich musste noch etwas nach Luft ringen, als das Wahlergebnis da war, denn ich ahne erst, was an Aufgaben alles auf mich zukommt.“

 
Eineinhalb Stunden dauerte das Konklave von Würzburg; die Bischöfe wurden zwar nicht in der Kapelle eingeschlossen, ließen aber doch die Jalousien des Versammlungssaales herab, um sich vor den Blitzlichtern der seit dem frühen Morgen in Kloster Himmelspforten aufgereihten Journalisten zu schützen. Um 11 Uhr öffneten sich die Türen, und Robert Zollitsch trat gemeinsam mit dem Vorgänger vor die Mikrofone und Kameras.

Der 69-Jährige gilt als effizienter und engagierter Arbeiter, seit 2004 ist er Vorsitzender des Verwaltungsrates und des Verbandsauschusses des Verbandes der Deutschen Bischofskonferenz (VDD), der die Bischofskonferenz finanziell trägt. Geboren wurde er in Philippsdorf im ehemaligen Jugoslawien, nach Flucht und Vertreibung ließ sich die Familie im Kreis Tauberbischofsheim nieder. Nach der Priesterweihe 1965 blieb Zollitsch dem Erzbistum Freiburg stets verbunden, leitete zunächst die Priesterausbildung und war dann 20 Jahre lang Personalreferent. Seit Juli 2003 ist Zollitsch Erzbischof von Freiburg und führt damit die zweitgrößte Diözese Deutschlands, zwei Millionen Katholiken gehören zu dem flächenmäßig weit verzweigten Erzbistum im Südwesten Deutschlands.

 
„Ich habe noch keine Liste der anstehenden Aufgaben, das wäre noch zu früh, und das würden Sie wohl auch nicht erwarten. Aber ich gehe mit Zuversicht an diese Aufgabe heran, weil das Vertrauen meiner Mitbrüder mich begleitet,… und weil offensichtlich mein Bemühen, Brücken zu bauen und Konsens herzustellen, auch verstanden worden ist.“

 
Ausdrücklich würdigte und dankte Zollitsch seinem Vorgänger im Amt. Der Mainzer Bischof und Kardinal hatte Mitte Januar aus gesundheitlichen Gründen seinen Rücktritt zum 18. Februar bekannt gegeben. Die Medien hätten in den vergangenen Wochen zu Recht geschrieben, dass es schwer sei, in die Fußstapfen Karl Lehmanns zu treten, so Zollitsch.
 
„Ich sehe meine Aufgabe in Kontinuität zu dem, was wir in den letzen Jahren gearbeitet haben, unter Leitung und Verantwortung von Kardinal Lehmann. Wir sind uns theologisch und menschlich so nahe, dass es da schwer sein würde, Unterschiede zu entdecken. Darum soll es auch nicht gehen, sondern um die Weiterführung dieser Aufgabe.“

 
Die Kirche müsse in der Gesellschaft präsent bleiben. Das zu bewerkstelligen, sei der Bischofskonferenz auch unter seiner Führung wichtig. Einzig die Ökumene nannte Zollitsch in der ersten Pressekonferenz als konkretes Anliegen:
 
„Wenn der Landesbischof in Baden bisher zu sagen pflegte, in Baden gehen die ökumenischen Uhren anders – und er meinte es im positiven Sinn, dann dürfen sie dahinter ein Zeichen sehen… Darauf kommt es in Zukunft sehr stark an: Je mehr es uns gelingt, zum gemeinsamen Zeugnis zu kommen, vielleicht auch zu gemeinsamen Stellungnahmen, desto glaubwürdiger wird auch unser Zeugnis.“

 
Der neue Münchner Erzbischof Reinhard Marx war ein Mitfavorit im Amt. Das bestätigte Robert Zollitsch freimütig. Doch von Konkurrenz und Zwiespalt mit einem der jüngeren Amtsbrüder und dem geborenen Vorsitzenden der Freisinger Bischofskonferenz (ein in Deutschland beispielloser Zusammenschluss) will er nichts wissen:
 
„Bischof Marx und ich, wir sitzen nebeneinander. Wir haben darüber gesprochen, dass wir uns gegenseitig helfen und unterstützen wollen. Dass die Wahl auf mich fiel, sehe ich wohl als Bestätigung dessen, was ich bisher getan habe, vielleicht auch, dass der ältere gewählt wurde, und im Sinne der Kontinuität. Aber ich habe keine inhaltlichen Differenzen zwischen Bischof Marx und mir gespürt. Als im zweiten Wahlgang sichtbar wurde, wie es ausgeht, weil da schon die absolute Mehrheit da war, hat er mir sofort die Hand gegeben und gesagt: Ich helfe dir mit, und ich gehe mit.“

Mitgehen wird auch weiterhin Kardinal Lehmann. Er übernimmt den Vorsitz der Glaubenskommission der DBK, damit wird er Nachfolger des aus der Bischofskonferenz ausgeschiedenen Münchner Kardinal Friedrich Wetters. Am Sonntag reist Lehmann indes noch als offizieller Vertreter zu Wetters Abschiedsgottesdienst nach München. Im Amt bestätigt wurde der langjährige Sekretär der DBK, Jesuitenpater Hans Langendörfer. Alle Ämter wurden für sechs Jahre vergeben. In vier Jahren steht damit die Neuwahl des stellvertretenden Vorsitzenden an, dann endet die Amtszeit von Bischof Heinrich Mussinghoff aus Aachen.
(rv 12.02.2008 bp)







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