Der Freiburger Erzbischof
Robert Zollitsch ist der neue Mann an der Spitze der Deutschen Bischofskonferenz.
Im dritten Wahlgang wählten ihn die deutschen Bischöfe an diesem Dienstag zu ihrem
Vorsitzenden. „Ich musste noch etwas nach Luft ringen, als das Wahlergebnis
da war, denn ich ahne erst, was an Aufgaben alles auf mich zukommt.“
Eineinhalb
Stunden dauerte das Konklave von Würzburg; die Bischöfe wurden zwar nicht in der Kapelle
eingeschlossen, ließen aber doch die Jalousien des Versammlungssaales herab, um sich
vor den Blitzlichtern der seit dem frühen Morgen in Kloster Himmelspforten aufgereihten
Journalisten zu schützen. Um 11 Uhr öffneten sich die Türen, und Robert Zollitsch
trat gemeinsam mit dem Vorgänger vor die Mikrofone und Kameras.
Der 69-Jährige
gilt als effizienter und engagierter Arbeiter, seit 2004 ist er Vorsitzender des Verwaltungsrates
und des Verbandsauschusses des Verbandes der Deutschen Bischofskonferenz (VDD), der
die Bischofskonferenz finanziell trägt. Geboren wurde er in Philippsdorf im ehemaligen
Jugoslawien, nach Flucht und Vertreibung ließ sich die Familie im Kreis Tauberbischofsheim
nieder. Nach der Priesterweihe 1965 blieb Zollitsch dem Erzbistum Freiburg stets verbunden,
leitete zunächst die Priesterausbildung und war dann 20 Jahre lang Personalreferent.
Seit Juli 2003 ist Zollitsch Erzbischof von Freiburg und führt damit die zweitgrößte
Diözese Deutschlands, zwei Millionen Katholiken gehören zu dem flächenmäßig weit verzweigten
Erzbistum im Südwesten Deutschlands.
„Ich habe noch keine
Liste der anstehenden Aufgaben, das wäre noch zu früh, und das würden Sie wohl auch
nicht erwarten. Aber ich gehe mit Zuversicht an diese Aufgabe heran, weil das Vertrauen
meiner Mitbrüder mich begleitet,… und weil offensichtlich mein Bemühen, Brücken zu
bauen und Konsens herzustellen, auch verstanden worden ist.“
Ausdrücklich
würdigte und dankte Zollitsch seinem Vorgänger im Amt. Der Mainzer Bischof und Kardinal
hatte Mitte Januar aus gesundheitlichen Gründen seinen Rücktritt zum 18. Februar bekannt
gegeben. Die Medien hätten in den vergangenen Wochen zu Recht geschrieben, dass es
schwer sei, in die Fußstapfen Karl Lehmanns zu treten, so Zollitsch. „Ich
sehe meine Aufgabe in Kontinuität zu dem, was wir in den letzen Jahren gearbeitet
haben, unter Leitung und Verantwortung von Kardinal Lehmann. Wir sind uns theologisch
und menschlich so nahe, dass es da schwer sein würde, Unterschiede zu entdecken. Darum
soll es auch nicht gehen, sondern um die Weiterführung dieser Aufgabe.“
Die
Kirche müsse in der Gesellschaft präsent bleiben. Das zu bewerkstelligen, sei der
Bischofskonferenz auch unter seiner Führung wichtig. Einzig die Ökumene nannte Zollitsch
in der ersten Pressekonferenz als konkretes Anliegen: „Wenn der
Landesbischof in Baden bisher zu sagen pflegte, in Baden gehen die ökumenischen Uhren
anders – und er meinte es im positiven Sinn, dann dürfen sie dahinter ein Zeichen
sehen… Darauf kommt es in Zukunft sehr stark an: Je mehr es uns gelingt, zum gemeinsamen
Zeugnis zu kommen, vielleicht auch zu gemeinsamen Stellungnahmen, desto glaubwürdiger
wird auch unser Zeugnis.“
Der neue Münchner Erzbischof
Reinhard Marx war ein Mitfavorit im Amt. Das bestätigte Robert Zollitsch freimütig.
Doch von Konkurrenz und Zwiespalt mit einem der jüngeren Amtsbrüder und dem geborenen
Vorsitzenden der Freisinger Bischofskonferenz (ein in Deutschland beispielloser Zusammenschluss)
will er nichts wissen: „Bischof Marx und ich, wir sitzen nebeneinander.
Wir haben darüber gesprochen, dass wir uns gegenseitig helfen und unterstützen wollen.
Dass die Wahl auf mich fiel, sehe ich wohl als Bestätigung dessen, was ich bisher
getan habe, vielleicht auch, dass der ältere gewählt wurde, und im Sinne der Kontinuität.
Aber ich habe keine inhaltlichen Differenzen zwischen Bischof Marx und mir gespürt.
Als im zweiten Wahlgang sichtbar wurde, wie es ausgeht, weil da schon die absolute
Mehrheit da war, hat er mir sofort die Hand gegeben und gesagt: Ich helfe dir mit,
und ich gehe mit.“
Mitgehen wird auch weiterhin Kardinal Lehmann. Er übernimmt
den Vorsitz der Glaubenskommission der DBK, damit wird er Nachfolger des aus der Bischofskonferenz
ausgeschiedenen Münchner Kardinal Friedrich Wetters. Am Sonntag reist Lehmann indes
noch als offizieller Vertreter zu Wetters Abschiedsgottesdienst nach München. Im Amt
bestätigt wurde der langjährige Sekretär der DBK, Jesuitenpater Hans Langendörfer.
Alle Ämter wurden für sechs Jahre vergeben. In vier Jahren steht damit die Neuwahl
des stellvertretenden Vorsitzenden an, dann endet die Amtszeit von Bischof Heinrich
Mussinghoff aus Aachen. (rv 12.02.2008 bp)