Frankreich: 150 Jahre Marienerscheinungen in Lourdes
Am Montag jährt sich
zum 150. Mal die Erscheinung der Gottesmutter Maria in Lourdes. Aus diesem Anlass
feiert dieser größte Wallfahrtsort Europas ein Jubiläumsjahr, zu dem auch der Besuch
Papst Benedikts XVI. erwartet wird. Pater Max Cappabianca OP berichtet.
An
diesem Wochenende erreichen die Feierlichkeiten einen ersten Höhepunkt. Am Sonntag
abend ist eine Kerzen-Prozession geplant, am Montag, der Tag an dem die Seherin Bernadette
Soubirous erstmals der Jungfrau begegnet ein großer Freiluftgottesdienst. Allein an
diesem Wochenende werden 40.000 Pilger erwartet. Die suchen Heilung an Leib und
Seele, sagt der Theologe und Lourdes-Kenner René Laurentin: „Es ist wie bei
Johannes dem Täufer „Bekehrt euch“, „Tut Buße“. Die Bußtaufe des Johannes wird in
Lourdes erneuert, wo Kranke in dieses Wasser steigen, das noch nicht einmal aufgewärmt
wird. Das Wasser ist eiskalt! Das hat einen Effekt und wir hatten nie Probleme damit. Viele
verzweifelte Menschen kommen hierher. An Bernadette könne man den Umgang mit dem Leid
lernen. „Als Bernadette noch ganz jung war und sie an der Einsamkeit litt als
Schafhüterin auf dem Feld oder sie gesundheitliche Probleme hatte, da sagte sie: „Wenn
der gute Gott es zulässt, dann darf man sich nicht beklagen.“ Es geht also darum,
in der Annahme des Leids der Herrlichkeit Gottes teilhaft zu werden. Ich denke, das
ist eine wichtige Botschaft für uns alle, die Kreuze und die Freuden dieses Lebens
anzunehmen lernen.” Im Alter von 14 Jahren hatte die arme und an Asthma erkrankte
Müllerstochter Bernadette Soubirous ihre erste von siebzehn Marienerscheinungen: Sie
sammelte gerade Holz im Wald, als ihr in der Grotte von Massabielle, unweit ihres
Elternhauses eine weißgekleidete Frau in einer goldschimmernden Wolke erschien. Bernadette
nannte sie ehrfurchtsvoll „Dame“. Die Erscheinung forderte das Mädchen dazu auf, bei
der Grotte Massabielle eine Kirche zu errichten und dorthin Prozessionen abzuhalten.
Als die Erscheinung sich zwei Wochen später Bernadette erneut zeigte, wies sie
sie an, Wasser aus der Grotte zu trinken. Das Mädchen kratzte daraufhin etwas Erde
zur Seite und an dieser Stelle entsprang eine Heilquelle. Mehr als 6500 wunderbare
Heilungen sollen sich seit 1858 bisher dort ereignet haben. 66 dieser Heilungen
sind als offizielle Wunder von der Kirche anerkannt. Etwa 70.000 der Pilger, die jährlich
nach Lourdes kommen, sind Kranke, die sich von ihrer Wallfahrt in die französische
Kleinstadt ebenfalls ein Heilungswunder erhoffen. Die Lourdes-Pilger erwartet in
diesem Jahr etwas ganz besonderes. Ein eigener Pilgerweg mit vier Stationen wurde
eingerichtet, sagt der Bischof von Lourdes, Jacques Perrier. „Der Taufbrunnen
in der Pfarrkirche, dort ist Bernadette Soubirous getauft worden – denn sie ist nicht
nur eine Seherin, sondern in erster Linie Christin. Zweite Etappe ist das Haus, „Cachot“
genannt, wohin die Familie Bernadettes aus wirtschaftlicher Not ziehen musste. Dann
natürlich die Wallfahrtskirche und viertens, der mir sehr am Herzen liegt, ist die
kleine Kappelle, wo Bernadette im Juni 1858 ihre Erstkommunion gefeiert hat.“ Ein
Weg, an dem man die ganze gläubige Existenz ablesen kann, von Bernadette, aber auch
von allen Christen. „Von der Taufe über den Ort der Berufung im „Cachot“ zur
Eucharistie, und das Herz ist natürlich die Grotte. Allerdings ist es nicht gut, nur
zur Grotte zu gehen. Das ist wie im Heiligen Land: Die Leute, die dort hinfahren,
gehen sofort nach Jerusalem; und sie lassen viele andere wichtige Orte der Heilsgeschichte
links liegen.“ Bernadette Soubirous wurde wegen ihrer Berichte, ihr sei die
leibhaftige Muttergottes erschienen, anfänglich und immer wieder bis zu ihrem Tod
in ihrer Glaubwürdigkeit angezweifelt. So forderte der Pfarrer Bernadette zum Beweis
auf, die Erscheinung, von der sie berichtet hatte, nach deren Namen zu fragen. Erst
als ihm das Mädchen den Namen „Unbefleckte Empfängnis“ ausrichtete, glaubte der Pfarrer
an die Echtheit der Marienerscheinung. Er wusste nämlich, dass es sich bei dem Begriff
der „unbefleckten Empfängnis“ um ein neues Dogma von Papst IX. handelte und traute
Bernadette nicht zu dieses zu kennen. Im Jahre 1866 wurde Bernadette mit dem Namen
Marie Bernard Nonne bei den Schwestern von Nevers. Bernadette Soubirous starb 1879
an Knochentuberkulose. Sie wurde 1925 selig- und 1933 heilig gesprochen. Für die
Dauer des Jubiläumsjahres gewährt die katholische Kirche Lourdes-Pilgern einen Sonderablass. (rv
/ kath.net 09.02.2008 mc)