2008-02-08 17:49:47

D: „Menschenrecht Bildung" - Eine Tagung in Loccum


RealAudioMP3 „Bildung ist für alle da“ – an sich ist das eine Selbstverständlichkeit. Doch so einfach ist es offenbar doch wieder nicht. Nicht zuletzt die Berichte von gewaltbereiten Jugendlichen haben gezeigt, dass es auch in Deutschland Kinder und Jugendliche gibt, die durch das soziale Netz fallen und auch durch das Bildungssystem nicht aufgefangen werden. Das bestätigt auch der christliche Sozialethiker Bernd Kunze von der Universität Bamberg. Er ist Mit-Organisator einer Tagung in der Evangelischen Akademie in Loccum zum Thema „Das Menschenrecht Bildung“.

„Ich glaube, dass das deutsche Bildungssystem durchaus Probleme hat, Migranten befriedigend zu fördern, dass alle von ihnen später eine Chance haben, tatsächlich auf dem Arbeitsmarkt Fuß zu fassen. Nicht alle Probleme können vom Bildungssystem gelöst werden. Da braucht es die Unterstützung der Wirtschaft. Im Bildungssystem wäre es aber noch möglich, die individuelle Förderung – da wo wirklich Probleme da sind und einzelne besondere Unterstützung brauchen – noch zu verbessern.“

Aber das Problem Bildung ist kein Migrantenproblem. Kunze fordert beispielsweise, die Durchlässigkeit zwischen den einzelnen Schularten zu erhöhen.

„Ich bin nicht der Meinung, dass alles ins Gymnasium drängen muss. Aber es sollte schon sein, dass jemand die Möglichkeit hat von einer Schulform in die andere zu wechseln, um eventuell auch frühere Entscheidungen korrigieren zu können. Und für viele ist es auch wichtig, später eine zweite Chance zu erhalten, weil man sich weiterentwickelt hat und bestimmte Bildungsmöglichkeiten noch nutzen möchte. Da ist sicherlich noch Veränderungsbedarf.“

Doch mit Lehrplänen allein sei es nicht getan.

„Insgesamt – sie haben das Thema Gewalt angesprochen - darf aber bei all dem die erzieherische Seite nicht vergessen werden. Wir richten unsern Blick immer sehr leicht auf Bildungsstandards, Wissensinhalte und –Vermittlung. Ich glaube auch, dass wir auch die erzieherische Seite von Schule stärker als bisher fördern müssen als die bei den Vergleichsstudien (Pisa) fällt die leider allzu schnell unter den Tisch.“

Die Fachleute wollen in Loccum aber nicht nur Standards und Lehrpläne diskutieren, sondern den wissenschaftlichen Diskurs vorantreiben:

„Die christliche Sozialethik hat sich bisher erstaunlich wenig mit dem Thema Bildung beschäftigt. Erstaunlich deshalb, weil die Kirchen traditionell ein großer Anbieter von Bildung sind. Inzwischen steckt Deutschland wieder mitten in einer Bildungsdebatte. Das neue daran ist, dass das Thema zunehmend unter Menschenrechtsgesichtspunkten diskutiert wird. Und wir wollen das Thema auch in die christliche Sozialethik reinholen und fragen, wie muss Bildung ausgestaltet werden, so dass alle einen gerechten Zugang zu Bildung haben.“

Seit März 2006 führt der Lehrstuhl für Christliche Soziallehre und Allgemeine Religionssoziologie an der Universität Bamberg (Prof. Dr. Marianne Heimbach-Steins) gemeinsam mit dem Forschungsinstitut für Philosophie Hannover (Direktor Prof. Dr. Gerhard Kruip) ein von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) finanziertes Forschungsprojekt zum Menschenrecht auf Bildung durch.
Ziel des Projekts ist zum einen die Erarbeitung einer anthropologisch-ethischen Begründung der Notwendigkeit, Reichweite und Grenzen dieses Rechts (Dr. Axel Bernd Kunze, Universität Bamberg) sowie zum anderen die politische Operationalisierung dieses Rechts im Blick auf eine menschenrechtsadäquate und nachhaltige Bildungssozialpolitik (Katja Neuhoff M. A., Forschungsinstitut für Philosophie Hannover). Gleichzeitig soll damit
ein bildungsethischer Diskurs innerhalb der Christlichen Sozialethik etabliert werden. Weitere Informationen zum Forschungsprojekt finden Sie im Internet unter www.menschenrecht-auf-bildung.de

(rv 06.02.2008 mc)








All the contents on this site are copyrighted ©.