Serbien hat gewählt:
Amtsinhaber Boris Tadic hat bei der Stichwahl zum Präsidentenamt einen knappen Sieg
errungen. Er erzielte 50,6 Prozent gegenüber den 47,7 Prozent seines Herausforderers
Tomislav Nikolic Bei der ersten Wahlrunde hatte der ultranationalistische Nikolic
noch mit 40 zu 35,4 Prozent vor Tadic gelegen. Über den Wahlausgang haben wir mit
Slobodan Milunavič gesprochen. Er ist Erzpriester der serbisch-orthodoxen Gemeinde
in München. Seine Einschätzung:
„Es ist sehr positiv zu bewerten, der Weg
stimmt und die große Beteiligung der Wähler bezeugt auch, dass das Interesse an einer
weiteren Demokratisierung im Bewusstsein des Volkes existiert.“
Dennoch
war das Ergebnis knapp. Der Geistliche sieht einen entscheidenden Grund hierfür in
der Kosovofrage:
„Die Bevölkerung erhofft sich von den Ultranationalisten
– und insgeheim durch eine Unterstützung von Russland, und dafür stehen die Rechten
eben – in der Kosovofrage etwas besser dazustehen, als das zum Beispiel mit Tadic
und den Gemäßigten der Fall ist.“
Milunavic – selber gebürtiger Kosovovare
– ist wie die Mehrheit der Serben gegen eine Abspaltung der Teilrepublik. Wichtiger
sei aber eine gesellschaftliche Modernisierung:
„Ich wünsche mir eine volle
Öffnung der Gesellschaft in allen Richtungen, sowohl wirtschaftlich als auch kulturell,
glaubens- und religionsmäßig. Man sollte weniger auf die Grenzen achten, sondern den
Menschen in den Mittelpunkt stellen – nicht nur die Serben, auch die Albaner und andere.
Kurz: Ich wünsche mir eine offene Gesellschaft.”
Vertreter der EU zeigten
sich erfreut über den Ausgang der Wahl. Das serbische Volk unterstütze offenbar den
demokratischen und europäischen Kurs des Landes, erklärte die slowenische EU-Ratspräsidentschaft.